Auf anderen Wegen

Berichte von 12/2016

Dienstag, 27.12.2016 Weihnachten in Oz

Das erste Weihnachten außerhalb von Deutschland. Und tatsächlich fühlte es sich überhaupt nicht wie Weihnachten an. Am 24. ist Troy irgendwann mittags zu mir gekommen und wir sind erstmal bei sonnigen 31° zum örtlichen Café spaziert um Kate (seiner Chefin) mein Weihnachtsgeschenk zu geben. Ich hatte ihr deutsche Plätzchen gebacken als Dankeschön dafür, dass sie mir jedes einzelne mal, wenn ich Troy besucht hatte, auch ein Abendessen gegeben hat. Sie hatte überhaupt nicht damit gerechnet was von mir zu bekommen und hat sich gefreut wie ein Schnitzel. Dumm für mich war, dass ich nicht damit gerechnet hatte, von Troy ein Geschenk zu bekommen. Er hat ja die letzten Wochen jeden Tag 16 Stunden gearbeitet und ich war tausend Prozent sicher, dass er keine Gelegenheit hatte über Geschenke nachzudenken. Ich habe nicht schlecht geguckt, als er mit einem ziemlich großen Paket bei mir ankam. Aber bevor ich dieses Geschenk und das meiner Eltern auspacken konnte, waren wir dann erstmal bei Acky und Sue zum Essen. Heiligabend lassen die beiden immer ihre europäischen Arbeiter ihre traditionellen Gerichte kochen und so waren Kristian (dänisch) und ich am Zug. Wir haben uns darauf geeinigt dass er den Nachtisch macht und ich dass Hauptgericht. Mangels Raclette, was in Australien einfach nicht zu bekommen ist habe ich dann Pflaumenfleisch gekocht, ein Gericht mit Trocken-Pflaumen, Rind, Ingwer und Zimt. Kristian hat rote Grütze vorbereitet und verkündet, dass nur diejenigen, die den dänischen Namen aussprechen können, was davon ab bekommen. Ich kann den dänischen Namen nicht mal schreiben ;-) während mein Gericht vor sich hin geschmort hat, habe ich Kristian und Troy abkommandiert mit mir die Pferde zu versorgen. Damit waren wir dann auch innerhalb von wenigen Minuten fertig und die beiden haben sich permanent darüber lustig gemacht, dass man das was ich da normalerweise alleine mache doch keine Arbeit nennen kann. Naja, gegen 16-Stunden-Tage kann ich halt nichts dagegen halten. Ich glaube aber wir alle hatten Spaß, auch wenn die Jungs das nie zugegeben hätten. 

Zu meinem Glück hat das Essen auch jedem geschmeckt und an Wein und Sekt hat es uns auch nicht gemangelt. Da auch ein paar kleinere Kinder anwesend waren, war der Abend relativ früh zu Ende, aber ich wollte ja sowieso nach Hause und meine Geschenke öffnen! Meine Eltern haben mir ein paar ganz tolle Laufschuhe geschickt, was super ist, weil meine geliebten Adidas-Schuhe den Aufenthalt hier nur knapp überlebt haben. Juhu!! Troy hat mir einen Cowboy-Hut besorgt. Ich hatte vor langem mal erwähnt, dass ich unbedingt einen kaufen muss, bevor ich Australien verlasse. Zum Abschluss habe wir noch einen Weihnachtsfilm geguckt, den ich schon halb verschlafen habe. Aber immerhin hat es die Weihnachtsstimmung ein bisschen gepusht.

Nach einem gemütlichen Frühstück habe ich mich dann am nächsten Morgen mit einem Sack voller Geschenke auf den Weg zur Farm gemacht. Die anderen waren schon alle da und quasi schon fertig mit der Bescherung. Ich hatte ja schon am Tag vorher mein Geschenk in Form von Maniküre und Pediküre bekommen und bin deshalb davon ausgegangen, dass es das war an Geschenken. Falsch gedacht: nachdem ich meine Geschenke alle verteilt hatte, die alle sehr gut angekommen sind habe ich einen australischen pinken Football, eine neue Kette (meine war ja gerissen), ein Pingrup-Shirt, ein harvest-Tea towel mit dazugehöriger Kochschürze, Seife und Handcreme bekommen. Ich dachte es hört gar nicht mehr auf. Die Zeit bis zum Lunch haben wir dann mit Dart spielen verbracht, die Zeit zwischen Lunch und Dinner auch. Erstaunlicherweise habe ich sogar ziemlich oft gewonnen. Nur das wichtige Spiel bei dem es darum ging wer spülen muss, habe ich natürlich verloren. Aber nach einem Tag voller köstlichem Essen macht das kaum was aus.

Am zweiten Weihnachtstag sind wir dann alle zusammen schon morgens nach Albany zu einem großen Rennen gefahren. Alan und Sue im Trailer mit den Pferden, ich mit Kristian und seinem deutschen Kollegen mit meinem Auto. Nach nur einem platten Reifen des Trailers auf der Strecke und sonst keinen Problemen sind wir erfolgreich angekommen, konnten die Pferde in einem angrenzenden Stall unterbringen und hatten entsprechend einen ziemlich entspannten Tag. Leider hat keins unserer Pferde gewonnen, aber wir hatten einen lustigen Tag. Ihr könnt euch nicht vorstellen in was für kurzen und peinlichen Kleider die Frauen auf diesen Rennen auflaufen. Verrückt. Gegen 5:30 habe ich mich mit den Jungs dann wieder auf den Weg Richtung Pingrup gemacht. Da Alan über Nacht in Albany geblieben ist und die Pferde mit ihm habe ich einen sehr entspannten Morgen und fange langsam an meine Sachen für die Abreise zu sortieren.

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Freitag, 23.12.2016 Weihnachtliche Grüße

Kann es sein, dass tatsächlich schon der 23.12. ist? Verrückt, besonders bei 34° C Außentemperatur. Weihnachtliche Stimmung kam dann aber heute auf, als ein Päckchen von Zuhause angekommen ist. So eine tolle Überraschung!! Ich hatte gar nicht richtig damit gerechnet, weil ich ja schon in knapp drei Wochen Besuch von Zuhause bekomme. Deutscher Cappuccino und deutsche Schokolade uuuund ein verpacktes Geschenk. Das wird aber natürlich erst morgen aufgemacht. Es ist so schön zu sehen, dass die Distanz eigentlich doch keine Distanz ist, wenn es Menschen gibt, die an einen denken. 

Rechtzeitig zu Weihnachten sind in Pingrup auch fast alle mit der Ernte fertig geworden, was glaube ich die Besitzer des Pubs und mich gleichermaßen freut. Es ist einfach alles schöner mit Gesellschaft. Acky ist jetzt wieder morgens um mich und guckt sich das Training der Pferde an. Gestern war ich mit einigen der Jungs im Pub und heute im Laufe des Abends bekomme ich Besuch. Meine Plätzchen-Back-Orgie ist inzwischen auch abgeschlossen und hat dann am Ende doch deutlich mehr ergeben als ich eigentlich geplant hatte. Aber ich bin zuversichtlich, alle Plätzchen loszuwerden. Ich kann nämlich jetzt schon keine mehr sehen. Da der 24. hier ja eigentlich nicht der “besondere“ Tag ist, sind morgen Kristian und ich mit Kochen dran. Morgens fahre ich erst noch in den nächsten Ort und bekomme da mein Geschenk von Susan: Pediküre und Maniküre. Hoffentlich versaue ich das Ergebnis nicht schon in den letzten Tagen auf der Farm. Dann geht es zurück nach Hause und nach einem schnellen Aufhübschen auf die Farm. Da der Tag wahrscheinlich ziemlich voll und stressig wird, wünsche ich euch allen jetzt schonmal schöne Feiertage! Lasst euch reich beschenken und feiert das Fest der Liebe aus ganzem Herzen! Danke an jeden, der seit Monaten mit mir mitfiebert. Ich weiß jeden einzelnen Klick auf meinem Blog zu schätzen!!!

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Donnerstag, 15.12.2016 Graduation-Day in Pingrup

Gestern wurde ich Zeuge eines ganz besonderen Ereignisses: das Weihnachtskonzert der Grundschule von Pingrup mit offizieller graduation der Schüler auf die höhere Schule. Die Schule ist direkt gegenüber vom blauen Haus und so habe ich nicht lange überlegt als die Frage kam, ob ich mir das Spektakel angucken möchte. Zur Vorbereitung haben sich Brad, Troy, Joel und ich erstmal im Pub getroffen und sind dann rüber gegangen. Dazu sollte man vielleicht sagen: die Schule hat 25 Schüler. Nicht pro Klasse, sondern insgesamt alle zusammen. Auf dem Programm stand erstmal viel Gerede, bei dem gefühlt jedem der 60 Einwohner Pingrups persönlich für sein oder ihr Engagement in diversen Dingen gedankt wurde. Dann war ein Weihnachtslied an der Reihe, das alle Kinder zusammen gesungen haben, wobei man sehr deutlich an der Motivation sehen konnte, welche Kinder das schon öfter erledigt haben. Aber sehr sehr süß!! Dann gab es ein kleines Theater, noch einen Song über die Schule und dann den eigentlichen Höhepunkt: die Verabschiedung aller alle Schüler, die die Schule nach dem Schuljahr verlassen... 2! Aber auch wenn ich das jetzt alles so sarkastisch erzähle war es ein niedliches Event, bei dem jeder sein bestes gegeben hat und mit dem Herzen dabei war. Den Abend haben wir vier dann natürlich mit dem Pub abgeschlossen und die Jungs haben alle zusammen versucht mir Billard beizubringen. Ich bin ja wie schonmal erwähnt ziemlich hoffnungslos. Gestern habe ich dann aber tatsächlich Brad abgezogen. Gut, dass das wahrscheinlich das letzte mal im Pub war bevor ich Pingrup verlasse, so bleibt mir die Revanche erspart.

Nachdem ich vor lauter Langeweile bei dem schönen Wetter fast eingegangen bin und kaum noch brauner werden könnte, weil ich schon ungezählte Stunden im Pool verbracht hatte, kam dann auch Sonntag Nacht endlich der ersehnte Regen (auf meiner Playlist die Woche davor: “I wish it would rain down“, “it's raining men“ und “let it rain over me“ in Dauerschleife). Ich bin morgens noch zur Farm gefahren und habe die Pferde versorgt, aber an reiten war nicht zu denken. Wenn es in Australien regnet, dann schüttet es normalerweise wie aus Eimern. Acky hat mich also schon um 8:00 wieder nach Hause geschickt mit der bitte um 10:00 wieder zu kommen um Billy auf dem Race-Track zu reiten. Um kurz vor zehn kam dann der Anruf “bleib Zuhause, ich mache die Pferde heute Abend und du kannst morgen auch frei machen“. Juhu! Inzwischen war auch unsere Pingrup-Whatsapp-Gruppe wieder lebendig geworden und es war nicht schwierig, dieses mal Gesellschaft zu haben. Zwar habe ich wieder den ganzen Tag auf der Couch verbracht und Filme geguckt, aber dieses mal nicht alleine. Macht es sehr viel weniger einsam :-) es hat den ganzen Montag geregnet und Dienstag gab es ein paar Schauer, sodass der Boden so nass war, dass erst heute im Laufe des Tages wieder an Ernte zu denken ist. Eine gute Zeit für das Pferde-Mädchen der Stadt!! Allerdings habe ich jetzt guten Grund für gutes Wetter zu hoffen (Playlist “I'm walking on sunshine“, “running on sunshine“ ...), denn die Jungs werden voraussichtlich schon fertig mit der Ernte bevor ich Richtung Melbourne fahre, was für mich bedeutet, dass Troy mit mir im Auto zurück fährt. Wenn ihr euch an das letzte mal erinnert, als ich durch die sehr sehr einsame Nullabour Ebene gefahren bin, werdet ihr verstehen, dass mir das ein besseres Gefühl gibt. Schon allein weil es praktisch ist auf so einer Strecke einen Kfz-Mechaniker im Auto sitzen zu haben. Meine Glückssträhne scheint also anzuhalten. Drückt mir die Daumen, dass das so bleibt, denn gerade heute ist meine Glückskette gerissen. Ich hoffe das ist kein böses Omen und ich kann sie morgen im nächsten Ort reparieren lassen!

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Freitag, 09.12.2016 Von Suizid-Vögeln und platten Reifen

Woche eins alleine im blauen Haus ist schon lange wieder vorbei und auch ohne Nicole vergeht die Zeit wie im Flug. Übrigens ist mir gestern eingefallen, dass ich wohl die “blaues Haus-Geschichte“ hier noch gar nicht zum besten gegeben habe. Also mit einiger Verspätung die Erklärung, warum wir im blauen Haus wohnen: das Haus im Ort von Pingrup dient Alan und Susan nicht nur als Backpacker-Unterkunft, sondern auch als Gäste-Haus wenn Besuch da ist. So war also vor ein paar Jahren Susan's Mutter zu Besuch und hatte offenbar Langeweile - und hat das vorher braune Haus babyblau angestrichen. Allerdings ohne Susan vorher zu fragen. Susan kam also nichts ahnend zu ihrem Haus und fand Fassade, Garage und Gartenzaun babyblau. Bis heute erzählt sie diese Geschichte so empört und sauer, dass Nicole und ich es “The Blue House“ getauft haben. Diesen Namen hat in den letzten acht Wochen so ziemlich jeder in Pingrup übernommen. Soviel also zum blauen Haus.

Autofahren in Pingrup gestaltet sich momentan zunehmend schwierig. Wir haben hier große Schwärme der rosa-köpfigen Kakadus, die von den Australien generell suicide birds genannt werden, weil sie, ähnlich wie Kängurus, immer den Moment abpassen vors Auto zu fliegen, wenn man nicht mehr bremsen kann. Jetzt ist allerdings Ernte-Zeit - und das ist Fluch und Segen für die kleinen Quälgeister. Sie fressen nämlich das ganze Getreide, das von den Trucks fällt und werden fett und fetter und kommen einfach nicht mehr von der Straße hoch. Wenn ich also morgens um 6:30 zur Farm fahre, fahre ich im Ort Schrittgeschwindigkeit um ihnen Gelegenheit zu geben, mir aus dem Weg zu gehen. Allerdings nehmen sie das eher zum Anlass, eine Straßen-Blockade zu bilden und sich einfach nicht zu bewegen. Hupen hilft in sofern, dass sie zumindest kurz 20 cm abheben, um dann völlig erschöpft 1m weiter wieder vor dem Auto zu landen. Die Australier sind da übrigens nicht so rücksichtsvoll und deshalb liegen jetzt schon so einige tote Kakadus auf der Straße. 

Zweiter gefährlicher Punkt fürs Auto ist das fahren auf den nicht befestigten Tracks auf den Farms. In der Dämmerung muss man sehr aufpassen, kein suizidales Känguru zu rammen. Das ist bisher geglückt. Vor ein paar Tagen allerdings war ich mal wieder aus Langweile zu Besuch auf dem Traktor und bin im Dunkeln zurück zur dazugehörigen Farm gefahren. Plötzlich schepperte es, ein zischen... Ihr ahnt es wohl schon, ich wollte es nicht wahrhaben: mein Reifen. Um 23:30 mitten im nirgendwo ohne Empfang. Zum Glück hatte ich einen Beifahrer, der praktischerweise auch noch Kfz-Mechaniker ist und mir den Reifen ohne viel Trara gewechselt hat. Zum Glück hatte Alan mir ein paar Wochen vorher das entsprechende Werkzeug geschenkt. Also mit reichlicher Verspätung doch noch zur Farm und am nächsten Tag zum nächstgelegenen Reifen-Service. Der ist ja nur 50 km entfernt ;-) die Jungs dort waren schwer beeindruckt von der Größe des Lochs (ungefähr Kugelschreiber-Schaft-dick) und haben mir erklärt, so was würde nur eine Deutsche hinkriegen und dass ich wohl Feinde in Pingrup haben müsste. Na wenigstens hatten die ihren Spaß :D also Reifen repariert, zurück in den Kofferraum, zurück nach Pingrup. Zwei Tage später fand dann unser Kfz-Mechaniker auf der Farm die Zeit, die Reifen wieder zu tauschen, nur um dabei festzustellen: der Reifen ist wieder platt. Herrlich!

Nach einem Anruf bei dem Reifen-Handel saß ich also wieder im Auto auf dem Weg nach Lake Grace. Obwohl ich lieber einfach einen neuen Reifen gehabt hätte, haben die Jungs ihn jetzt nochmal geflickt und mich gebeten, nochmal vorbei zu kommen bevor ich mich auf den Weg nach Melbourne mache, damit sie ihn dann nochmal überprüfen können.Wenigstens ist das und die zweite Reperatur kostenlos, so dass ich dann wieder versöhnt war.

Ihr seht also, auch die sonnigen Tage bekomme ich in Pingrup ohne Langeweile rum. Und ab Sonntag ist hier auch erstmal Regen angesagt, dann kommen alle Ernte-Arbeiter wieder in den Ort! Juhu :-)

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Freitag, 02.12.2016 Perth und Rottnest Island

Es ist soweit, Nicole hat mich verlassen und ich bin alleine im "Blue House". Montag nach der Stallarbeit haben wir uns auf den Weg gemacht. Schon der Morgen war sehr emotional. Letztes Mal zusammen auf der Rennbahn, letztes Mal zusammen den Stall ausmisten. Nicole kam aus den Tränen kaum noch raus. Nach einer ausführlichen Verabschiedungszeremonie von allen waren wir dann tatsächlich gegen elf auf dem Weg Richtung Perth. Nicole hatte dort für fünf Uhr einen Zahnarzttermin vereinbart, weil ihr vor ein paar Tagen ein Pferd den Kopf ins Gesicht geschlagen hatte und ein Stück vom Zahn fehlte. Wir haben die Zeit also großzügig eingeplant und waren fast 1,5 Stunden zu früh. Da aber direkt um die Ecke ein riesiges Shopping Center ist, haben wir die Zeit direkt sinnvoll genutzt. Endlich wieder Geschäfte!!! Vor allem war mir wichtig ein schönes Weihnachtsgeschenk für Alan und Susan zu finden. Susan ist ein absoluter Weihnachtsmensch, Ich habe noch nie jemanden kennengelernt, der so viel (furchtbar kitschige) Weihnachtsdeko hat und sich so auf Weihnachten freut. Nach ausführlichem Stöbern bin ich dnan auch fündig geworden. Es ist übrigens ganz schön merkwürdig, bei 32°C im Schatten überall Weihnachtsmusik zu hören und Kunstschnee zu sehen.

Nach Nicoles Termin haben wir uns dann auf den Weg zu Anne, einer holländischen Freundin von Nicole, gemacht. Anne wohnt in einer WG in einem großen Wohnkomplex direkt am Scarborough beach. Der Wohnkomplex ist u-förmig angeordnet mit seiner offenen Seite zum Meer - und da Anne im Erdgeschoss wohnt, haben wir den Abend im Innenhof sitzend verbracht und den Sonnenuntergang über dem Meer beoachtet. Atemberaubend! Für den nächsten Morgen hatten Nicole und ich eine Fähre zu Rottnest Island gebucht, die auf dem Fluss in der Perther Innenstadt starten sollte. Also hieß es früh aufstehen, um dem Berufsverkehr vorzubeugen. Ich war aber sowieso um 5 Uhr morgens wach und habe die Zeit genutzt, nochmal Richtung Meer zu gehen. Die Sonne war leider schon aufgegangen! Auf der Fähre hatten wir dann auch jede Menge Zeit in Ruhe wachzuwerden. Wir haben nämlich die günstigste genommen, die leider auch die langsamste war ;-) dafür hatten wir aber einen tollen Kapitän, der uns mit Anekdoten über die Sehenswürdigkeiten unterhalten hat. Zum Beispiel beherbergt Perth den kleinsten Yachtclub der Welt mit 2 Booten. Das liegt daran, dass der Besitzer eines Hauses einen UNterstand für sein Boot bauen wollte. Das wird aber nur genehmigt, wenn man einem Yachtclub angehört. Also hat er kurzerhand seinen eigenen Club gegründet. Das Gesetz wurde danach geändert, sein Hüttchen am Wasser steht aber noch!

Auf Rottnest Island angekommen haben wir uns erstmal unsere Fahrräder geholt, dann einen Kaffee gegönnt und haben uns dann auf den Weg auf den Insel-Rundweg gemacht. Natürlich die ganze Zeit in die Büsche gespäht, ob sich irgendwo ein Quokka zeigt. Schon auf den ersten paar Metern habe ich gemerkt, dass von den 3 (!!!) Gängen meines Fahrrads nur die ersten 2 funktionieren. Was solls, ich bin ja sportlich. Also weitergefahren. Leider hat der 2. Gang dann den Dienst nach ungefähr 5 km auch versagt und ich bin nur noch im ersten Gang gefahren. Wie der Hamster im Rad, sage ich euch! Aber die Insel ist einfach atemberaubend schön. 2 Leuchttürme, die man besichtigen kann, überall kleine Buchten, kleine Strände und ÜBERALL Quokkas. Ich hatte anfangs befürchtet, dass es sehr voll an den Stränden sein könnte, weil es das beliebteste Ausflugsziel in Perth ist, aber wir hatten Glück. Man hat zwar für australische Verhältnisse unheimlich viele Leute gesehen, aber das beschränkte sich auf die Straßen und ungefähr alle 10 Minuten. Das Wetter war mit 27°C geradezu perfekt zum Radeln. Nur ins Wasser habe ich mich nicht getraut - ich bin inzwischen doch ein ganz schöner Fimsch. Bei 32°C spreche ich schon von "Nicht so warm". Der Tag hätte nicht besser sein können.

Der letzte Morgen von Nicole und mir war mit ein bisschen Beauty Programm und ein bisschen Shopping gefüllt. Nach einem letzten gemeinsamen Kaffee und vielen Umarmungen haben wir uns schließlich voneinander getrennt - aber mit dem Wissen, dass wir uns im März in Brisbane wiedersehen. Wir haben nämlich beide Tickets für Adele ergattert und üben fleißig die Lyrics dafür "Hello from the other siiiiiiiiide". Nach einem ausgiebigen Shopping im Supermarkt und Liquor store habe ich mich auf den Weg zurück nach Pingrup gemacht um die Pferde für den Abend zu versorgen. Um acht war ich dann endlich Zuhause. So volle Tage bin ich nicht mehr gewöhnt im entspannten Australien ;-)

Am nächsten Morgen ging es dann auch direkt weiter, da wir zwei Pferde für ein Rennen gemeldet hatten. Also morgens früher anfangen, die anderen Pferde reiten, schnell nach Hause, umziehen - auf gehts. 2 Stunden Fahrt nach Mount Barker. Ich glaube Alan war ganz schön froh, dass er mir nicht mehr viel erklären musste, da ich schon auf so vielen Rennen mit Dagmar war. Er hat mich also im großen und ganzen mein Ding machen lassen und hat sich entspannt, was sehr in meinem Sinne war. Gewonnen hat leider keins der Pferde, aber das wäre wohl beim ersten Rennen auch ein bisschen zu viel verlangt gewesen. Rhonda haben wir direkt von dort aus zu einem anderen Trainer gegeben. Sie ist leider in den letzten Wochen immer schwieriger geworden und als Alan mich gefragt hat, ob er sie zu jemand anderem geben soll, habe ich zugestimmt. Erstens habe ich jetzt immer noch 3 Pferde, die ich alleine trainieren muss und zweitens hatte ich mit Rhonda kein gutes Gefühl mehr, wenn ich alleine im Gelände ausreite und die Farm leer ist, weil alle bei der Ernte sind. Traurig war es für mich natürlich trotzdem, weil sie einfach mein besonderer Liebling ist.

Die freie Zeit ohne Nicole fülle ich jetzt mit Besuchen auf den Feldern. Mitfahren auf dem Header (ich glaube in Deutschland ist das der Mähdrescher) ist sterbenslangweilig, aber Traktor fahren ist lustig und Troy hat Spaß daran mich zum Ernte-Experten auszubilden. Es wird also doch nicht ganz so langweilig in Pingrup wie ich dachte.

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