Auf anderen Wegen

Berichte von 10/2016

Sonntag, 23.10.2016 BBQ-Alarm

Nachdem ich mit der Überzeugung nach Pingrup gekommen bin, hier die ruhigste und einsamste Zeit meines Lebens zu verbringen, werde ich nach und nach eines besseren belehrt. Da Nicole dieses Wochenende Geburtstag hatte, sie aber selber übers Wochenende weg ist und unsere Chefin danach Urlaub macht, haben wir das Birthday-Dinner vorgezogen. Ich hatte den morgen frei und wir sind abends schon in ordentlicher Kleidung zur Farm gefahren, haben zu dritt mit Nicoles holländischer Freundin die Pferde versorgt (dabei noch schnell ein paar Fotos ohne Sattel geschossen) und sind danach direkt zum Dinner ins Haus. Susan hat wirklich fantastisch aufgetischt. Es gab das in Australien obligatorische Fleisch vom BBQ, jede Menge Salate, Jabbies (Krabben, die hier in den Dämmen leben) und einen typisch australischen Nachtisch namens Pavlova, eine Art Baiser-Torte mit Sahne in der Mitte und mariniertes Obst oben drauf. Sensationell! 

Am nächsten Abend hatten wir dann bei uns ein Pre-Birthday-BBQ. Wir dachten eigentlich wir wären so 5-7 Leute, am Ende waren wir zu 15. Das BBQ wurde kurzerhand von einer anderen Farm auf der Ladefläche eines Autos zu uns transportiert, jeder brachte Fleisch und Salate und natürlich Jabbies mit und wir hatten einen wirklich lustigen Abend der nachts um 1:00 endete - und am nächsten Morgen hatte ganz Pingrup einen Hangover. Nicole und ihre Freundin sind dann am nächsten Morgen etwas verspätet zu ihrem Wochenend-Trip losgefahren und ich habe mich nach ein paar Stunden Schlaf aus dem Bett gequält um die Rennpferde zu reiten. Ich hatte schon bessere Tage ;-) 

Nach einem Tag hart erkämpfter Feier-Pause wurden wir dann Freitag alle in den Pub abkommandiert, weil einer unserer Freunde Pingrup Ende dieser Woche verlässt. Ich weiß nicht genau, wie ich in diese Verlegenheit gekommen bin, aber irgendwie musste ich irgendwann gleichzeitig Billard und Dart spielen. Kann ich beides GAR NICHT! Trotzdem habe ich beides eher aus versehen gewonnen. Billard wegen meinem Team-Partner und Dart, weil wir ein Spiel namens Killer gespielt haben, bei dem man immer eine bestimmte Zahl treffen muss. Wenn man drei mal getroffen hat, kann man anschließend den anderen Punkte klauen, wenn man deren Zahl trifft. Da mich aber niemand ernst genommen hat war ich eine der letzten, die überlebt hatten und habe meinen Chef durch ein paar Zufallstreffer geschlagen. Ha!!

Gestern bin ich dann noch mit ein paar von den Jungs nach Katanning zu einer Landwirtschafts-Show gefahren. Die Jungs waren natürlich total begeistert und haben sich jeden Motor und jeden Traktor angeguckt. Mich hat das alles jetzt nicht so sehr interessiert, aber es war schön raus aus Pingrup zu kommen und die Gesellschaft war nett. Abends waren wir dann noch auf einer der benachbarten Farmen zum - ratet - BBQ eingeladen. Alles in allem ist das Leben hier also sehr bewegt und die Tage fliegen nur so dahin. Heute sind hier 35 Grad angesagt, weshalb ich schon früher die Pferde geritten habe und jetzt faul im Garten liege. Heute Nachmittag muss ich dann zurück zum Stall und wir gehen mit zwei der Pferde schwimmen. Ich bin mal sehr gespannt, wie die das wohl finden!!

Kommentar schreiben

Montag, 17.10.2016 Bremer Bay

Endlich nochmal was anderes sehen! Das war der Grund, dass ich die Gelegenheit genutzt habe und gestern nach Bremer Bay gefahren bin, was zwei Stunden von Pingrup entfernt liegt und für seine schönen Strände berühmt ist. Nicole hat seit gestern eine holländische Freundin für ein paar Tage zu Besuch, die auch reiten kann und da war es für mich naheliegend, ein paar Tage frei zu nehmen. Also bin ich gestern nach der Morgenarbeit losgefahren. Ich war bei meiner Fahrt von Ost nach West schonmal kurz in Bremer Bay, hatte damals aber sehr schlechtes Wetter und habe mich daher nicht lange dort aufgehalten. Dieses mal habe ich dann auch nicht im Auto geschlafen, sondern ein Zimmer im örtlichen Pub gebucht, welcher überraschend sauber und schön ist. Vorher hatten mir schon mehrere verschiedene Leute gesagt, dass man dort auch besonders gut essen kann. Ich habe also den restlichen Nachmittag damit verbracht, an der weitläufigen Bucht entlang zu laufen, die besonders an den Stellen toll ist, wo das türkis-blaue Wasser und die weißen Strände sich treffen und strudelartig vermischen. Gegen Abend bin ich dann zurück in mein Zimmer, habe den Pflichtteil Sport gemacht (ich habe wieder mit freeletics angefangen) und bin in den Pub. Man muss sich jetzt nochmal vor Augen führen, dass Bremer Bay 2 Stunden von Pingrup entfernt liegt. Kaum an der Bar angekommen, kam von einer Seite die obligatorische Frage weiß ich herkomme, was ich momentan mache und nach keinen zwei Sätzen haben wir festgestellt, dass der eine Typ meinen Chef gut kennt und der Barkeeper mit Alans Cousine verheiratet ist. Super witzig, Australien ist wohl doch einfach ein Dorf. Damit war dann auch meine Befürchtung zerstreut, alleine im Restaurant zu sitzen. Der lustige Australier ließ es sich nicht nehmen, mir einen Wein nach dem anderen zu spendieren und mich mit Tipps für heute morgen zu versorgen. Ein bisschen merkwürdig war, dass er mich dauernd überreden wollte, mit einem Sixpack Bier runter zum Strand zu gehen und sich den Mond anzusehen. Wäre er 30 Jahre jünger gewesen, wäre ich vielleicht darauf eingegangen ;-) 

Heute morgen war das Wetter leider nicht mehr so schön und deshalb habe ich den Plan gecancelled, 1,5 Stunden weiter in einen Nationalpark zu fahren. Ich war jetzt einfach schon zu oft bei kaltem Wetter an tollen Stränden und die Nationalparks hier kosten auch jedes mal ungefähr 10$ Eintritt. Ich bin dann also nur die Strände und Aussichtspunkte in der Umgebung von Bremer Bay abgefahren und dort ein bisschen spazieren gegangen, aber das hat sich definitiv gelohnt! Etwas später kam dann auch die Sonne zum Vorschein und brachte Australiens Farben zum Leuchten. Ich kann mich einfach an dem Farbenspiel hier nicht satt sehen. Jetzt mache ich mich langsam auf den Weg zurück nach Hause. Morgen früh habe ich noch frei und freue mich schon riesig darauf, einfach in Ruhe zu frühstücken und den Tag gemütlich zu beginnen! Abends sind wir dann bei Susan und Alan zum Geburtstagsfeier für Nicole eingeladen. Sie wird zwar erst Samstag älter - da Susan nächste Woche aber nicht zuhause ist, haben wir es vorgezogen.

Kommentar schreiben

Sonntag, 09.10.2016 Neues aus Pingrup

Am Dienstag sind es schon vier Wochen, die ich hier in Pingrup arbeite. Nicole und ich haben gerade festgestellt, dass sie nur noch sechs Wochen hier sein wird. Nur noch neun Wochen bis Weihnachten. Wenn man zu zweit arbeitet und wohnt, vergeht die Zeit einfach schneller.

Auch wenn ich immer wieder gesagt habe, dass hier langsam Frühling wird, gestaltet sich der Jahreszeitenwechsel doch eher schwerfällig. Vor ein paar Tagen haben wir uns einen saftigen Sonnenbrand geholt und lagen den ganzen Tag im Garten, dann wieder Regen, heute waren es 16°, nächste Woche sind 32° angesagt. Das ganze immer begleitet von heftigem Wind. Susan hat uns neulich gesagt, dass es hier ihrer Meinung im Jahr maximal drei Wochen gibt, in denen es nicht entweder viel zu heiß, oder viel zu windig, oder viel zu kalt und nass ist. Und zu allem Überfluss erzählt uns hier auch jeder, dass dieser Winter der schlimmste seit langem war. Na herzlichen Dank, da haben wir uns einen super Zeitpunkt ausgesucht!

Inzwischen haben wir alle vier Pferde ins Galopptraining genommen und gewöhnen uns langsam an das Gefühl, Passagier auf einem galoppierenden Rennpferd zu sein. Rhonda, mein ausgesuchter Liebling, macht mir sogar richtig Spaß. Jetson dagegen fühlt sich nach wie vor an wie eine tieffliegende Rakete. Heute ist mir bei ihm zu allem Überfluss noch der Helm, dessen Innenfutter nicht mehr komplett da ist, dauernd ins Gesicht gerutscht und ich hatte Angst, dass ich gleich nichts mehr sehe. Nicht, dass das kontrollmäßig einen Unterschied gemacht hätte ;-) ich hoffe nur sehr, dass nie nie nie ein Känguru auf die Idee kommt, uns auf dieser Galoppstrecke zu kreuzen. 

Alan hat uns jetzt auch angewiesen, die Steigbügel langsam immer kürzer zu schnallen, damit wir in ein paar Wochen auf einen richtigen Rennsattel umsteigen können. Ich gebe nur ungern die Sicherheit der langen Steigbügel ab, da besonders die beiden Wallache im Schritt und Trab gerne dazu neigen, Haken zu schlagen. Aber es hilft natürlich nichts und jede neue Erfahrung ist ja auch was wert. Diese Woche kommen auch ein paar andere Pferde zurück an unseren Hof, die gerade beim Einreiten oder bei einem anderen Trainer waren. Demnächst haben wir dann also auch ein bisschen mehr zu tun. Unsere Beine merken wir allerdings auch nach zwei Pferden schon ein bisschen. Wir teilen aber die Hoffnung, dass die zusätzlichen Pferde dann anderen Schokoladen-Konsum ausgleichen, den wir uns vorm Fernseher angewöhnt haben ;-)

Kommentar schreiben

Dienstag, 04.10.2016 Kulin Bush Races

Letztes Wochenende war es so weit, ich hatte sturmfrei! Und jeder, der mich kennt weiß, wie sehr ich Gesellschaft genieße, aber auch die Gelegenheit, mal für mich zu sein. Nicole hat also das Wochenende in Perth verbracht und ich hatte das Haus für mich.

Schon letzte Woche hatte Alan mir gesagt, dass an diesem Wochenende dann ein Country Event in der Nähe ist. Die Kulin Bush Races. Ein paar Amateur-Pferderennen, eine traditionelle Tin horse competition, Pferde aus Blechtonnen in den unterschiedlichsten Themen, die dann anschließend auf dem Tin horse highway ausgestellt werden. Da steht alle 100 Meter eine Skulptur, eins sogar mit einem kompletten Polizei-Wagen. Dann gab es noch ein Sheep-Race, bei dem junge Schafe laufen mussten und abends ein riesiges Lagerfeuer, Live Musik und ein großes Feuerwerk. Alan hat mir dann auch aufgedrängt, nicht nur Samstag Abend frei zu nehmen, sondern auch Sonntag morgen, dadurch hatte ich einen wirklich entspannten, stressfreien Tag.

Heute haben wir dann auch endlich mal mit zwei der Rennpferde angefangen zu galoppieren, bisher sind wir nur endlose Runden getrabt. Das schöne bei Rennpferden ist, dass man quasi nie großartig bitten muss, damit sie laufen. Der Nachteil ist aber dann, dass sich das bremsen ein bisschen aufwendiger gestaltet. Der normalerweise völlig entspannte Jetson ist förmlich explodiert, als ich an einem kleinen Hügel bergauf das Kommando zum Galopp gegeben habe und ich habe ziemlich viel versucht, um ihn schon vor dem Schlusspunkt der Galoppstrecke durchzuparieren. Leider ziemlich erfolglos. Ich habe mich dann auch darauf gefasst gemacht, dass Alan mir erklärt, ich wäre viel zu schnell und unkontrolliert gewesen. Die Ansage war nämlich “nice, strong kanter“. Hier in Australien unterscheidet man zwischen Kanter=Arbeitsgalopp und gallop=schnelleres Tempo. Alan war allerdings mehr als zufrieden mit mir, was mich natürlich sehr freut, aber nichts daran ändert, dass ich bei nächster Gelegenheit, wenn er nicht dabei ist, mal das kontrollierte galoppieren mit Zwischenstopp übe ;-) jeder Reiter unter euch versteht warum!!

Die Mittagspause haben wir heute gepflegt in der Sonne mit einem Bierchen verbracht und werden gleich für die Abend-Fütterung aufbrechen und heute Abend kommen nochmal Freunde von mir aus Deutschland vorbei. Zum Glück hat Nicole aus Perth genug Wein für uns alle mitgebracht :-)

Kommentar schreiben