Auf anderen Wegen

Berichte von 04/2018

Freitag, 20.04.2018 Auf anderen Wegen?

Als ich in Deutschland zu Besuch war, haben mich viele Leute gefragt, wie lange ich meinen Blog eigentlich noch führen will. Das kann ich ja nicht mein Leben lang machen. Wie euch schon aufgefallen ist, werden meine Einträge weniger. Ich habe einfach nicht mehr so viel neues zu erzählen. Ich reise nicht mehr so viel. Mein Leben dreht sich weniger um Abenteuer als darum, alle Herausforderungen zu bewältigen um mein Leben mit Troy leben zu können. Ist der Name für meinen Blog überhaupt noch richtig? Auf anderen Wegen, eigentlich bin ich inzwischen auf DEM Weg. Ich habe meinen gefunden und der Grund, warum ich vor fast zwei Jahren aufgebrochen bin, hat sich erfüllt. Ich bin glücklich geworden. “Ich weiß jetzt was ich will, ich geh jetzt endlich los, mein Weg wird ziemlich weit sein, denn die Welt ist ziemlich groß.“ das war mein Motto vor zwei Jahren.

Meine Entscheidung für ein Leben in Australien war damals nicht absehbar. Ich wollte einfach nur weg von meinem Hamsterrad, rein in ein Abenteuer. Mich selbst finden und erproben. Mein Glück ist hier, aber der Weg dein ich gewählt habe verursacht, dass ich für den Rest meines Lebens etwas wichtiges vermissen werde. Wenn ich in Australien bin, vermisse ich euch. Menschen, die mich mein Leben lang begleitet haben oder auf Abschnitten. Jeder von euch hat mich geprägt. In Deutschland sind so viele Menschen, die mich blind lesen können ohne Worte. Ich lasse ein großes Stück von mir zurück. Vielleicht lebe ich eines Tages wieder in Deutschland - dann werde ich ein anderes großes Stück vermissen: den Kontinent, wo ich endlich gelernt habe, wer ich bin und was wirklich meine Stärken sind. Die unendliche Weite im Sonnenuntergang, die Kängurus vorm Fenster.

Bei uns ist es fast sieben Uhr morgens, bei euch schon Nacht. Ich bin nicht sicher wie lange dieser Blog noch bestehen wird, aber ich bin noch nicht bereit, diese Verbindung aufzugeben. Vielleicht kommen die Einträge nur noch alle 6 Wochen, irgendwann werdet ihr auch aufhören meine Tagebuch-Einträge lesen zu wollen. Erstmal lasse ich euch aber weiter teilhaben auf meiner Reise “Auf meinem eigenen Weg“.

Kommentar schreiben

Sonntag, 15.04.2018 Zurück in Rankins Springs

Gut zwei Wochen bin ich jetzt schon wieder hier in Rankins Springs und ich kann euch gar nicht ausdrücken, wie gut es tut, endlich mal ein normales Leben mit Troy zu haben, ohne sich nur alle zwei Wochen zu sehen und dafür auch noch stundenlang im Auto zu sitzen. Ich bin am Donnerstag vor Ostern zurück gekommen. Leider hat sich meine Chefin mit dem Mädchen, das meine Stelle bekommen sollte, überhaupt nicht verstanden und andersrum genauso. Eigentlich schade, denn das hat die Stimmung in meinen letzten Tagen sehr angespannt gemacht. Am letzten Abend habe ich noch mein Spezial-Gericht für die Familie gekocht und war ehrlich gesagt einfach nur froh am nächsten Tag meine Sachen ins Auto zu werfen und zu verschwinden. Alle fragen jetzt, ob es mir denn nicht fehlt mit Pferden zu arbeiten, aber ich muss ganz ehrlich sagen, ich bin richtig froh mal für eine Weile nicht diese riesige Verantwortung zu tragen. Speziell in den letzten Wochen auf der Farm ist jeden Tag irgendeine blöde Sache passiert, die nichts mit mir zu tun hatte. Aber trotzdem bin ich jeden Tag mit schlechtem Gefühl zur Arbeit gegangen, weil ich schon wusste, dass wieder irgendein Pferd lahm sein würde, oder aus seinem paddock ausgebrochen ist, oder sich am allgegenwärtigen Stacheldraht verletzt hat, oder oder oder. Dass so viele Dinge passieren liegt natürlich auch an der Größe des Anwesens. Es ist viel leichter eine kleine Weide in Deutschland gut einzuzäunen, als 400 Hektar in Australien. Zumindest erkläre ich es mir so. Vielleicht ist es aber auch einfach die viel entspanntere Einstellung der Australier zu generell allem. Oft sehr angenehm, in diesem Fall aber nun gar nicht. Übrigens habe ich hier auch nochmal gelernt, dass es wohl ein Mythos ist, dass Pferde und Rinder Wasser riechen können. Ich habe mich sehr gewundert, dass wir immer alle Tiere erstmal ans Wasser gebracht haben (meistens 2 km extra vom Zaun aus), aber Bill hat mir hinterher erzählt, dass ein Nachbar 400 Rinder verloren hat, weil er sie nur durchs Gate getrieben hat. Die armen Tiere sind am Zaun entlang gelaufen und haben das Wasser 500 m entfernt einfach nicht gefunden. Grauenvolle Vorstellung. 

Donnerstag vor Ostern bin ich abends hier in Rankins Springs angekommen und Freitag morgen sind Troy und ich an einen Fluss campen gefahren. Hier war auch der fire ban endlich vorbei. Über die Sommer-Monate ist es bei hoher Geldstrafe verboten, Feuer zu machen. Aber dieses mal haben wir ein Lagerfeuer gemacht, überm Feuer gekocht uuuund tatatata endlich auf den Button geklickt, der meinen Antrag fürs Visum abgeschickt hat. Kinder, was war ich aufgeregt. 7000$ und so viel zu beachten. Aber der erste Schritt von vielen ist gemacht. Ich werde Australien im Mai nicht verlassen.

Nach einem wunderschönen Wochenende sind wir Sonntag Abend wieder nach Hause gekommen und Dienstag morgen ging es für mich zur neuen Arbeit. Da es noch keinen Regen gegeben hatte, war der Job, für den ich eigentlich angestellt worden war noch nicht nötig und ich bin direkt mit zwei Kollegen auf ein riesiges Feld gefahren zum stick picking. Hier auf der Farm ist das immer ein 3 Personen Job: einer fährt das Auto, links und rechts an der Ladefläche ist je eine Metall-Stufe angebracht und zwei stehen darauf. Dann wird gefahren, Adleraugen aufgesperrt und auf die Fahrer-Kabine geklopft, sobald man einen Stock sieht. Abspringen während das Auto noch rollt, Stöcke aufs Auto werfen, aufspringen während es wieder rollt und weiter geht's. Das ganze bei 35 °. Anstrengend, aber irgendwie auch lustig. Natürlich ist nicht alles nach Plan gelaufen: nach 6 Stunden funktionierte die Lenkung plötzlich nicht mehr. Lenkstange (? Steering rack) abgebrochen. Zum Glück nicht bei 100 kmh. Also warten auf Hilfe und schon war der erste Tag vorbei. Am dritten Tag hatte ich bei der Ankunft einen Platten, aber bevor ich selber den Reifen wechseln konnte, hatten die Jungs auf der Farm ihn schon abgenommen, zum flicken ins 1,5 Stunden entfernte Griffith gebracht und montierten mir auch noch den Reserve-Reifen. Die Arbeit ist sehr anstrengend, aber ich genieße es sehr, wieder mit verschiedenen Menschen zu arbeiten und vor allem wieder meinen eigenen Haushalt zu haben und diesen mit Troy zu teilen. Ich bin ein Glückspilz, dass ich endlich was hier in der Nähe gefunden habe!

Kommentar schreiben