Auf anderen Wegen

Berichte von 09/2016

Montag, 26.09.2016 Albany und Wave Rock

Zwei Wochen sind jetzt schon wieder vergangen. Unser Trip nach Albany war wirklich toll! Ich alleine fand die Stadt ja schon schön, aber wenn man in Begleitung unterwegs ist, hat es nochmal einen ganz anderen Reiz. Wir haben Samstag morgens noch die Pferde geritten und versorgt, sind dann nach Hause, packen und los. Es sind ungefähr zwei Stunden Fahrt von hier. In Albany angekommen haben wir in unserem Motel “Six Degrees“ eingecheckt und gemeinsam die Stadt erkundet. Erstmal haben wir natürlich im günstigsten Bottle-Shop Australiens unsere flüssigen Vorräte wieder aufgefüllt und im Zimmer kalt gestellt. Dann sind wir zusammen durch die Läden geschlendert, anschließend bei einem atemberaubenden Sonnenuntergang am Meer spazieren gegangen und hatten ein schönes Abendessen direkt am Wasser. Nachdem wir uns überall erkundigt hatten, wo man abends gut feiern gehen kann und die Antwort immer einstimmig “Six Degrees“ lautete, sind wir schließlich zurück in unser Motel. Die ersten Drinks lang herrschte noch gähnende Leere, aber mit unserem Füllstand wurde zum Glück auch der Laden voller. Es wurde also ein lustiger, nicht ganz nüchterner Abend. Aber wir hatten es ja zum Glück nicht weit zum Zimmer :-)

Am nächsten Morgen hatten wir dann die Whale watching tour gebucht und sind dementsprechend um acht aufgestanden, unter der Dusche (erfolglos) versucht, den Hangover loszuwerden und noch etwas zerschlagen zum Schiff getapert. Die erste Stunde hat der sehr betagte Captain damit verbracht, uns alles über sein Unternehmen, das Schiff an sich, das Verhalten auf dem Schiff und viele andere wenig nützliche Sachen erzählt. Nicole und ich haben versucht, die Zeit sinnvoll mit einem Schläfchen mit offenen Augen zu nutzen, aber leider wurde er schon beim zweiten Witz, bei dem wir nicht lachten auf uns aufmerksam und hat uns in guter Oberlehrer-Manier um Aufmerksamkeit gebeten. Wir hatten schon fast die Befürchtung, dass es nicht mehr losgehen würde, aber irgendwann war es tatsächlich so weit: bei schönstem Sonnenschein konnten wir uns an Deck des Katamarans setzen, die Segel wurden gesetzt und los ging es. Zu unserem Glück war die See zu Beginn auch noch sehr ruhig und das größte Glück war, dass wir tatsächlich noch einen Wal mit Kalb gesehen haben, obwohl die Saison schon fast vorbei war. 

Den Rest des Tages haben wir dann sehr ruhig angehen lassen und haben uns verwöhnt. Montags ging es nach einem Abstecher zu einem besonders schönen Strand wieder zurück nach Hause. Nach drei Tagen ununterbrochen zusammen war es dann auch ganz schön, wieder eine Tür schließen zu können. ;-)

Die letzte Woche war bestimmt von Pferde reiten, Stallarbeit, Heu einfahren und nützlichen Sachen wie Unkraut jäten. Da wir aber fast immer Glück hatten und die Sonne schien, haben wir all die Sachen gerne gemacht und Vitamin D getankt. Letzten Samstag sind wir dann noch zum 2 Stunden entfernten Wave Rock gefahren, eine Fels-Formation, die von unten tatsächlich aussieht wie eine große Welle. Sehr beeindrucken und ein heiliger Ort der Aboriginals. Ruhig war es dort allerdings nicht. Dieses Wochenende war dort ein Musik-Festival und überall lagen verschlafene Menschen rum und im Hintergrund hörte man die Rockmusik. Es war aber trotzdem ein Erlebnis :-)

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Freitag, 16.09.2016 Pingrup

Die Reiserei hat wohl erstmal ein Ende. Ich denke ich habe es mal wieder besser getroffen, als ich es zu hoffen gewagt hätte. Ich bin jetzt den vierten Tag in Pingrup - und während andere sich für das 2nd Year visa beim Fruitpicking völlig ausnutzen lassen und sich halb tot arbeiten, arbeite ich maximal 6 Stunden am Tag, bin für fast kein Geld in einem schönen Haus mit Heizung, Fernseher, heißer Dusche, Kamin und allem was man so braucht untergebracht. Meine Kollegin ist super nett und wir sind sowohl beim Essen als auch bei Filmen oft einer Meinung. Das macht es sehr entspannt. Momentan haben wir vier Pferde im Training, zwei davon werden regelmäßig geritten. Billy (4 jähriger Wallach) und Jetson (7 jährig). Unterm Sattel sind die Pferde alle sehr friedlich, im Umgang muss ich mich allerdings wieder umgewöhnen. Fast alle von ihnen treten und versuchen auch mal zu schnappen. Ich denke aber, dass die schon noch lernen, was sie sich bei mir erlauben können ;-)

Alan und Susan, unsere beiden Chefs, sind total entspannt und lassen uns größtenteils freie Hand. Wenn nach den Pferden noch was anderes zu tun ist, sind wir zum Beispiel auch mal dafür verantwortlich die Autos und Trucks zu waschen oder eine der Scheunen zu säubern. Von den Stunden her arbeite ich hier jetzt ungefähr so viel wie bei Dagmar, bekomme aber hier das 5-fache an Geld. 

Morgen fahren dann Nicole und ich nach Albany und bleiben bis Montag dort. Nochmal eine Gelegenheit, alle Vorräte aufzufüllen. Sonntag ist dann whale watching angesagt und Montag Evtl noch ein Nationalpark, wenn das Wetter mitspielt!

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Sonntag, 11.09.2016 Perth

Gestern war es soweit: nach rund 8000 km Fahrt, seit ich Wellington verlassen habe bin ich in der Herz-Stadt Westaustraliens angekommen. Und was war es für ein Schock!! Mir war ja schon Albany fast zu viel. Bunbury war noch eine Ecke größer und Perth hat mir schlicht den Atem verschlagen. Zumindest für die ersten Stunden. Erstmal war es eine große Herausforderung, einen Platz zum schlafen zu finden! Bei WikiCamps waren ein paar freie Campingplätze im Umkreis von ca 20 km aufgelistet. Ich bin also zum ersten gefahren und war so gegen fünf in der Dämmerung da: mitten im Nationalpark, überall Schilder, dass Camping verboten ist. Nun war es da auch so einsam, dass ich das Risiko ohnehin nicht gerne eingehen wollte. Also weiter. Nächster: Gleiches Spiel. Es wurde langsam dunkel. Okay, also zum nächsten bezahlten Platz: die nahmen keine Autos an, nur Wohnmobile. Kurz vor sechs, die Rezeptionen haben alle bis sechs auf. Fast dunkel. Der nächste: Rezeption schon zu. Ich habe also da angerufen und kurze Zeit später kam jemand zur Tür geschlurft. “we are full“ Ich habe ihn dann gefragt, ob er mich auf den Arm nimmt, aber er meinte es ernst. Wahrscheinlich hat man mir meine Verzweiflung angesehen, denn schließlich hat er mit erlaubt auf dem Parkplatz vor dem Campingplatz zu schlafen. Und ich durfte sogar WC und Dusche benutzen und musste nichts bezahlen. Aus Backpacker-Sicht also eigentlich unschlagbar ;-) 

Am nächsten Morgen ging es dann also nach Perth. Ich hatte mir vorher ein paar Tipps geben lassen, was ich mir alles ansehen soll und bin so zuerst auf Heirisson Island gelandet. Einer kleinen Fluss-Insel vor Perth, die eigentlich einfach eine Parkanlage ist. Die ist wirklich schön, zumal hier überall die Frühlingsblumen blühen und die Tiere alle sehr aktiv sind. Allerdings ist mir der Stadt-Lärm nach all der Zeit so schlimm vorgekommen, dass ich wirklich überlegt habe, einfach wieder ins Auto zu steigen und wieder zu fahren. Aber das geht natürlich nicht, wenn man schonmal da ist. Also habe ich die Zähne zusammen gebissen, mich durch den Verkehr gekämpft und bin schließlich in der Fußgängerzone angekommen, die wirklich zauberhaft ist. Von all den Menschen und den vielen Geschäften war ich richtig erschlagen. Ich hätte am liebsten alles gegessen, alles getrunken und in jedem Geschäft was gekauft ;-) Zivilisation! Ich habe mich aber brav zusammen gerissen und nur ganz wenig gekauft! Das Flair genossen, lange den Straßenkünstlern zugesehen, die an jeder Ecke waren und mir die Sonne auf den Pelz scheinen lassen. Es hat sich also wirklich gelohnt, aus der Comfort zone auszusteigen!

Danach bin ich dann wieder nach außerhalb gefahren und habe diesmal tatsächlich einen freien Platz gefunden. Nach einer ruhigen Nacht ging es heute morgen weiter nach Fremantle, ca 30 südlich von Perth. Ich hatte Glück und der Markt war zufällig genau heute. Ein Markt in einer historischen Markthalle, wo meine Disziplin noch einmal kräftig auf die Probe gestellt wurde! Aber ich bin nur ein bisschen schwach geworden!

Meine Planung hat sich übrigens ein bisschen geändert! Ich wollte ursprünglich erst Sonntag zu meinem Job, da ich noch mein Auto inspizieren lassen wollte. Jetzt habe ich aber erfahren, dass einer meiner Kollegen auf der Farm Kfz-Mechaniker ist. Also werde ich morgen nochmal auf der Kuh-Farm vorbei fahren und Claudia und Ricarda besuchen und Dienstag dann weiter nach Pingrup und den Job antreten! Sonntag werde ich dann mit meiner Kollegin zusammen nochmal nach Albany fahren und dort die whale watching tour nachholen, die ich alleine mir verkniffen hatte! Ich freue mich sehr auf die neuen Eindrücke!!!

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Donnerstag, 08.09.2016 Albany

Esperance war einfach traumhaft und Albany kann es von der Schönheit fast mit dieser Stadt aufnehmen - dafür mit dem Bonus, dass richtige Geschäfte dazugehören. Eine kleine Altstadt (also was man in diesem jungen Land halt Altstadt nennt) und richtige Lebensmittel-Läden! Nach Monaten in der Provinz war ich allerdings mit dem Verkehr schon fast wieder überfordert ;-)

Ich habe dann auch die Zeit nochmal einfach zum entspannen genutzt, mich, wenn die Sonne mal schien, an den Strand gelegt, war sogar einmal kurz im Wasser (fies kalt!!) und bin viel spazieren gegangen. In der Nähe von Albany ist sogar ein kostenloser Campingplatz, der diesen Namen auch mal wirklich verdient und der nur 10 Schritte vom Meer entfernt war - getrennt von ein paar Sträuchern. Es war einfach traumhaft, abends als letztes nochmal das Meer zu sehen, zu Wellen-Geräuschen einzuschlafen und am nächsten Morgen barfuß durch den Sand zu laufen. 

Vorgestern hat mich dann allerdings wieder die Unruhe gepackt und ich bin weiter Richtung Westen gefahren. Immer mit Blick auf die Stellenanzeigen. Langsam habe ich schon Stress bekommen, etwas zu finden, das mir möglichst auch das Second Year ermöglicht. Über einen kleinen Stop auf einer Dairy-Farm, wo liebe Fast-Familie aus Deutschland arbeitet bin ich inzwischen in Bunbury gelandet. Hier habe ich mich dann als erstes in die Sonne ans Wasser gesetzt und ein Stellen-Gesuch formuliert, um es in den verschiedenen Portalen einzustellen. Während ich noch tippte, hielt ein alter Australier mit seinem Fahrrad vor mir und verwickelte mich in ein Gespräch (das passiert hier einfach öfter). Relativ schnell hat er meine Handy-Nummer notiert und versprochen, seiner Farm-Verwandtschaft mal auf den Zahn zu fühlen, ob die was für mich tun können. Vielleicht war es dieses positive Glücksgefühl, dass mein Schicksal dann heute gelenkt hat, denn keine zwei Stunden nachdem ich die Anzeige veröffentlicht habe, meldete sich ein Rennpferde-Trainer, der darauf aufmerksam geworden war. Und tadaaa, in zehn Tagen fange ich da an. Gute Bezahlung, Unterkunft vor Ort - uuund es zählt fürs Second Year! Wenn alles gut geht werde ich da jetzt also bis Mitte Dezember arbeiten und damit meine Berechtigung bekommen, noch ein Jahr Australien dran zu hängen, wenn ich das dann möchte. Juhu :-) 

Ich werde jetzt noch einen kurzen Trip nach Perth machen, Großstadt-Luft schnuppern und dann geht es zurück ins Outback! Ich kann meine Freude kaum zügeln! :-)

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Donnerstag, 01.09.2016 Esperance

Kaum zu glauben, aber nach drei Tagen Roadtrip ist es geschafft: ich bin in Esperance angekommen. Ich wollte ja erst nicht glauben, dass man tatsächlich 1600 km fahren kann, ohne in einem einzigen größeren Ort vorbei zu kommen, aber in Australien ist das tatsächlich möglich. Genau genommen war ich 1200 km auf dem gleichen highway und die Straße ging im großen und ganzen ohne Kurven geradeaus durchs Outback. 

Meine Hoffnung, nach dem holprigen Start mit meinem Auto ohne weitere Probleme in Westaustralien anzukommen, wurde natürlich schnell zerschlagen. Ich verfluche jeden Tag, dass ich das Wort Abenteuer überhaupt mal in den Mund genommen habe. Ich bin am ersten Tag ca 7 Stunden Auto gefahren (Pausen inklusive) und ca 550 km weit gekommen. Dann wurde es langsam dunkel und in Australien fährt man, wenn es sich irgendwie vermeiden lässt in Dämmerung und Dunkelheit kein Auto, weil dann einfach unglaublich viele Kängurus, Emus und angeblich auch Kamele unterwegs sind. Aber ich habe rechtzeitig einen kostenlosen Campingplatz erreicht (das sind im Outback in der Regel einfach Stellen zwischen Eucalyptusbäumen mit ein paar Feuerstellen), den ja glücklicherweise inzwischen funktionierenden Gaskocher aufgebaut, ein fürstliches Abendessen gezaubert (okay, Bratkartoffeln mit Ketchup, aber...) Und war völlig zufrieden mit mir und der Umwelt. Zwischendurch noch kurz einer ca 50 m entfernten Familie zugewunken... Als es langsam Zeit wurde, sich ins Auto zurück zu ziehen streifte mein Blick eher flüchtig einen Reifen... Hm, der sieht ganz schön schlecht befüllt aus. Ah, der sieht ganz schön platt aus. Assassins. Ihr könnt euch meine Panik vorstellen: keine Ahnung von Autos, mitten in der Pampa, nächste Tankstelle 100 km entfernt. Aber zum Glück scheinen Australier von Natur aus hilfsbereit zu sein, denn als ich völlig aufgelöst bei der Familie klopfte und nach Werkzeug fragte (nicht, dass ich damit hätte umgehen können), hat der Vater völlig selbstverständlich angeboten, den alten Reifen neu zu befüllen für den Notfall, den neuen Reifen zu montieren, und wollte sogar noch Öl und alles für alle Fälle kontrollieren - aber ich war ja morgens erst in der Werkstatt. Keine halbe Stunde später war ich sprachlos vor Dankbarkeit und er war glücklich, weil er sagte, das gäbe gutes Karma :-)

Seitdem bin ich dann zum Glück ohne weitere Schwierigkeiten weiter gefahren. Unterwegs gab es tatsächlich nicht besonders viel zu sehen, aber ich konnte in einer Bucht Wale mit ihren Kälbern beobachten, stand sprachlos auf zwei Aussichtsplattformen, bei denen man einfach Kilometer weit Klippen und tiefblaues Meer sehen konnte und habe sehr gestaunt, als das Schild kam, dass man sich auf der längsten graden Strecke Australiens befinde (187 km ohne Kurve), weil ich hätte schwören können, dass auch die 1000 km vorher ziemlich kurvenfrei waren. Übrigens bin ich mal wieder bei der Grenze reingefallen: auch Westaustralien hat Quarantäne-Vorschriften, und die werden an der Grenze auch tatsächlich durchgesetzt. Deshalb musste ich einen ganzen Sack Kartoffeln, Zwiebeln, Bananen und Kiwis bei einem Rastplatz einem Pärchen schenken, das in die andere Richtung gereist ist. Mein rebellisches Ich hat allerdings eine Zwiebel, eine Kiwi und ein Stück Ingwer behalten. Die Zwiebel hat die Frau an der Grenze gefunden und beschlagnahmt, den Rest nicht. :D

Gestern Nachmittag bin ich dann endlich in Esperance angekommen. Und es ist wirklich genauso schön, wie es überall heißt. Weite weiße Sandstrände, eine süße Stadt und es gibt sogar einen Lebensmittel-Laden, der halbwegs bezahlbar ist. Im Outback bezahlt man für einen Apfel locker 3$ und der Sprit kostet mal eben 60 Cent mehr pro Liter. Nach drei Tagen ohne Zivilisation habe ich dann gestern Abend auf einem gratis-Campingplatz der zu einem Pub gehört geschlafen und aus Anstand dort noch ein Bierchen getrunken. Es wurde dann allerdings mehr als eins und zu einer Lehrstunde in Sachen australischer Brau-Kultur. 

Eigentlich wollte ich heute in den sehr berühmten Nationalpark von Esperance, da es aber sehr viel regnet habe ich dass auf morgen verschoben, werde die Strände hier in der Nähe der Stadt heute erkunden und sitze jetzt noch gemütlich bei Pancakes und Kaffee in einem Café und genieße es, keine x Stunden fahren zu müssen. Ich nutze den Tag für die Jobsuche :-)

Viele Grüße aus dem Paradies!!

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