Auf anderen Wegen

Berichte von 05/2021

Montag, 17.05.2021 Mutterschutz und Baby Party

Kaum zu glauben, aber die ersten 2 Wochen meines Mutterschutzes sind schon um. Hilfe, ich kann gar nicht glauben, wie die Zeit vergeht! Die letzten Wochen Arbeit waren ehrlich gesagt schon sozusagen halb frei. Meine home office Tage waren ja schon die ganze Zeit sehr überschaubar, was die Arbeitsanfragen anging (generell hatte ich das laptop für 8 Stunden laufen und habe davon vielleicht eine Stunde tatsächlich gearbeitet), aber in den letzten 2-3 Wochen durfte ich auch an den anderen Tagen meistens schon gegen Mittag nach Hause gehen, wenn ich meine Aufgaben im Büro erledigt hatte. Anderenfalls wäre es aber auch wirklich schwierig gewesen, die letzten Wochen durchzustehen, denn obwohl ich mich wirklich glücklich schätzen kann was meine Schwangerschaft angeht, hat mir mein Rücken zunehmend Probleme gemacht, sobald ich mehr als 30 Minuten gesessen habe. Und da ich ja schon allein eine Stunde Autofahrt nach Portland hatte, könnt ihr euch sicher denken, wie angenehm das nach weiteren 4 Stunden im Büro war. An meinem letzten Tag haben meine Kollegen eine Torte organisiert und es gab auch eine Kiste mit kleinen Geschenken für unseren Sohn. Julian ist das erste Baby, das auf beiden Seiten C3-Eltern hat. Ich bin fast überrascht, dass er keine Uniform geschenkt bekommen hat ;-) 

Das erste Wochenende meines Mutterschutzes war dann auch ganz schön turbulent. Samstags sind wir nachmittags nochmal Richtung Portland gefahren, weil wir in der Dämmerung ein Fotoshooting am Strand gebucht hatten. Lily mit im Gepäck, ein paar Kleider und Troy hatte natürlich seinen Metalldetektor dabei. Es war leider ein eher grauer Tag, aber wenigstens einigermaßen warm. Der Strand, den wir für das Shooting ausgesucht hatten, liegt etwas außerhalb von Portland ganz malerisch in einer kleinen Bucht. Die Treppen runter zum Strand hatte ich ehrlich gesagt ein bisschen unterschätzt und habe ganz schön gekeucht, als ich nochmal zum Parkplatz hoch laufen musste, weil ich etwas im Auto vergessen hatte. Lily fand das alles natürlich unfassbar spannend und konnte gar nicht genug davon bekommen, wie eine verrückte hin und her zu wetzen und sich in den Sand zu werfen. 

Die Fotografin kam kurz nach uns an und hat einige Bilder von uns als Familie (Troy, Lily und ich) gemacht und dann wurden Troy und Lily entlassen und wir haben unzählige Bilder im Wasser, auf den Felsen und im Sand gemacht. Zum Glück war es ganz untypisch windstill, sonst wäre es sicherlich ganz schön kalt geworden. Die Bilder habe ich leider bisher noch nicht, aber ich werde euch teilhaben lassen, wenn es soweit ist. 

Für meine Verhältnisse war es schon ganz schön spät, als wir uns zurück auf den Heimweg gemacht haben und ich war ehrlich gesagt ganz schön erschlagen. An solchen Tagen merke ich dann doch, dass meine Belastbarkeit unter der Schwangerschaft leidet. Zuhause bin ich halb tot ins Bett gefallen und war auch am nächsten Tag noch richtig gerädert. Zum Glück wusste ich ja, dass ich das restliche Wochenende ganz entspannt angehen kann (dachte ich...).

Der erste Sonntag meines Mutterschutzes war richtig sonnig und warm und Troy hat schon morgens vorgeschlagen, mit dem Hund in einen Ort 20 Minuten entfernt zu fahren und dort am Bach spazieren zu gehen. Das machen wir relativ oft und obwohl ich noch richtig müde von der vorhergehenden Woche war, habe ich zugestimmt und wir sind vormittags losgezogen. Es war fast schön anstrengend, kann ich euch sagen und ich habe schon lange nicht mehr so viel Zeit für diese Strecke gebraucht. Troy war aber total lieb und hat mich immer wieder dazu animiert, auch mal kleine Pausen zu machen. (Da hätte mir wahrscheinlich schon der erste Verdacht kommen können). Auf dem Heimweg hat er eine "Abkürzung" genommen - und ich hätte schwören können, dass dieser komische Weg länger gedauert hat. Aber auch darüber habe ich mir keine Gedanken gemacht. Ich habe nur immer wieder erwähnt, dass ich mich richtig drauf freue, gleich die Füße hoch zu legen und für den Rest des Tages nichts mehr zu machen. Als wir in unserer Straße angekommen sind, sah ich ein fremdes Auto in unsere Einfahrt einbiegen. Da habe ich mich fast geärgert. Verdammte Aussies - immer kommen die unangemeldet vorbei!! Aber Troy sagte direkt "Ach, das ist Trev, der wollte nur schnell was abholen." Na gut, dann wollte ich mal nicht so sein. Kurz bevor wir an unserer Einfahrt waren, hat Troy mir eine Augenbinde gegeben und meinte, er hätte eine kleine Überraschung für mich. Oha, was kann das denn sein. Und dann kam es: als er mich auf unsere Veranda führte und mir sagte, ich könnte die Binde jetzt abnehmen, wurde ich von einem vielstimmigen "SURPRISE!!!" begrüßt und unsere ganze Veranda war gefüllt mit Menschen. Der Tisch war voller Essen. Unsere beiden Weinfässer quollen über von Geschenken. Sogar ein paar Spiele waren aufgebaut. Und überall Menschen. Ich sage euch ganz ehrlich, ich habe erstmal einen Moment gebraucht, um zu realisieren, was die ganzen blauen Luftballons und all die Menschen zu bedeuten haben, als ich da staubig in meiner ältesten Leggins und fleckigem Shirt auf der Veranda stand - aber dann habe ich mich riesig gefreut! Ein paar Wochen vorher hatte eine Freundin von uns ihre Baby Party und da habe ich doch fast ein bißchen bereut, dass ich nichts dergleichen geplant hatte. Dabei war von Troy und unseren Freunden die Planung zu dem Zeitpunkt schon in vollem Gange! Ich hätte nie gedacht, dass auf dieser Seite der Welt so viele Menschen Interesse daran hätten, mein Baby zu feiern. Abgesehen von dieser tollen Überraschung und all den Geschenken ist mir an dem Tag klar geworden, dass ich hier viele viele Menschen habe, die mich gerne unterstützen werden und der Satz "wir helfen dir, du musst nur fragen" ist an diesem Tag sehr oft gefallen!

Nach ein paar Stunden war der Spuk vorbei. Troy's Tanten haben sogar meine Küche blitzblank hinterlassen und abgesehen von jeder Menge übriggebliebenem Essen im Kühlschrank hätte man fast meinen können, die Party war nur ein verrückter Traum gewesen. Vom ganzen Lachen waren meine Gesichtsmuskeln richtig müde und ich bin ganz platt aufs Sofa gefallen. Nur noch eine kleine Hunderunde und dann würde ich aber wirklich die Füße für heute hoch legen - dachte ich. Also habe ich mich aus dem Kleid, das ich vorher angezogen hatte, geschält und die staubigen Sachen vom Hundespaziergang morgens wieder angezogen. Und als ich grade gehen wollte hielt Troy mich auf und sagte "Ich habe noch eine Überraschung" ... ... was??? Er führte mich in das Kinderzimmer und (viele von euch wissen es ja schon) auf einem großen Tablet war eine Zoom-Konferenz mit 18 Leuten aus Deutschland. Freunde und Familie, die Sonntag morgens ihrer Zeit extra bereit saßen, damit auch sie an diesem Tag Anteil haben konnten. Jeder hatte eine Karte mit Wünschen für uns aufgeschrieben und diese Wünsche vorgelesen. Viele hatten Geschenke vorab an Troy geschickt, die mir dann von ihm überreicht wurden. Und ich war einfach sprachlos. Im positivsten Sinne. Einige Freunde aus allen Ecken Australiens hatten auch Karten und Geschenke geschickt und bedauert, dass sie nicht bei der Party dabei sein konnten. Bis heute bin ich fassungslos, wieviel Liebe uns und unserem Sohn buchstäblich auf der ganzen Welt entgegen gebracht wird. Während ich das schreibe, habe ich Tränen des Glücks in den Augen. Mein Herz ist an diesem Wochenende übergelaufen und tropft auch heute noch. 

Dieses legendäre Wochenende ist jetzt 2 Wochen her. Ich habe noch 4 Wochen bis zu meinem errechneten Termin und bisher verhält sich Julian vorbildlich. Lily und ich gehen jeden Tag auf ausgedehnte Spaziergänge - manchmal wundert sie sich, warum ich so langsam laufe, aber meistens kann ich noch gut mithalten. Troy ist weiterhin auf Nachtschicht und wir genießen es, dass wir uns jetzt wenigstens vormittags sehen, bevor er um 15 Uhr zur Arbeit muss. Ich habe Unmengen Brot gebacken und eingefroren - das ist wohl meine Art von Nestbau - und all die Babysachen von der Party gewaschen und sortiert. Und ich genieße jede Minute Ruhe, in dem Wissen, dass die Ruhe jeden Tag vorbei sein könnte. Ich habe keine Ahnung, wo die letzten 8 Monate hin sind, aber wir sind bereit fürs nächste Kapitel - mit dem Sicherheitsnetz unserer Freunde und Familie <3

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