Auf anderen Wegen

Berichte von 08/2020

Freitag, 21.08.2020 Frühlingsgefühle

Eine weitere Arbeitswoche ist um und nach 14 Stunden Arbeit sind wir gestern Abend ganz erschöpft nach Hause gekommen. Die Woche war getränkt von wasserfallartigem Regen abwechselnd mit strahlendem Sonnenschein. Richtiges Aprilwetter, nur, dass unser April im August stattfindet. Heute morgen stand wie immer erstmal ein Rundgang durch meinen Garten an. Ich habe das Gefühl über Nacht verändert sich alles - erst recht über die 4 Tage Abwesenheit unter der Woche. Meine Obstbäume bekommen langsam Blätter und Knospen, unsere Zierkirschen sind jetzt nicht nur in voller Pracht mit ihren kleinen weißen Blüten, sondern erstrahlen zusätzlich mit ihren frisch-grünen Blättern. Meine gesähten Gemüsesorten schießen in die Höhe und sogar meine bisher eher kränkliche Passionsfrucht klettert fleißig ihr Drahtseil hoch. Ich war nie wirklich ein Gärtner, aber die Kombination aus angelegtem Garten der meiner Liebe bedarf und bei gepflanzter Dinge erfüllt mich richtig mit Freude. 

Letzte Woche haben wir uns dem hinteren Tor unseres Grundstücks gewidmet. Es ist gesäumt mit zwei hohen schmalen Bäumen, die zwar gerade noch kahl sind, aber im Sommer hellgrüne Blätter tragen. Um diese Bäume herum hat einer der Vorbesitzer eine einheimische Art der Schwertlilien gepflanzt, die zwar im Sommer schöne weiße Blüten trägt, aber sich außerdem ausbreitet wie ein Unkraut. Ich muß zugeben, wir haben dieser Seite des Grundstücks bisher wenig Beachtung geschenkt - bis unser Nachbar mal dezent die Pflanzen, die durch seinen Zaun gewachsen sind, vergiftet hat. Ohje, wir hatten schon ein schlechtes Gewissen, dass wir sie nicht in Schach gehalten haben. Da ich in meinem Garten kein Gift möchte (auch hier haben die Insekten schon genug zu kämpfen) haben wir letztes Wochenende stundenlang diese Pflanzen ausgebuddelt - sehr zur Freude unserer Hühner, die fleißig geholfen haben und sämtliche Würmer aus unserem Weg geräumt haben. Anna scheint ein sehr großes Vertrauen in unsere Präzision zu haben, denn ohne viel Vorsicht taucht sie immer wieder direkt vor dem zustechenden Spaten auf, um auf jeden Fall die erste zu sein. All die Pflanzen sind jetzt auf einem riesigen Haufen aufgetürmt und alle zwei Wochen, wenn unsere grüne Tonne geleert wird, wird er ein bißchen schrumpfen. 

Letztes Wochenende war es eher kalt und regnerisch - und wenn unsere Mädels dann auf der Terrasse sind, lassen wir gerne die Tür zur Waschküche auf. Meistens verlieren die drei schnell das Interesse und gehen zu den Nachbarn, um zu sehen ob sie dort ein zweites Frühstück abstauben können (klappt immer). Freitags hörte ich aber, während ich in der Küche gewerkelt habe, immer wieder ein angestrengtes Gackern von nebenan. Nach einer Weile bin ich mal nachsehen gegangen, nur um Elsa gemütlichst in unserem Wäschekorb sitzen zu sehen, wo sie eindeutig versuchte, ein Ei zu legen. Mal hier und da an den Wäschestücken gezogen, um es gemütlicher zu drapieren und sah mich mit großen Augen an, da sie die Störung überhaupt nicht zu schätzen wusste. Als Frau kann ich nur verstehen, dass sie es so gemütlich wie möglich haben möchte, wenn sie schon täglich diese Anstrengung aushalten muss und habe sie in Ruhe gelassen. Am nächsten Tag hat sie so lange vor der Tür gegackert, bis Troy Mitleid hatte und sie zu ihrem heiß geliebten Korb gelassen, wo sie gleich zur Sache gekommen ist. Es tat uns fast leid, dass wir ihr den Korb unter der Woche nicht zur Verfügung stellen konnten - aber erstens geht das dann vielleicht doch etwas zu weit und zweitens braucht sie Hilfe um nach vollendeter Tat das Nest wieder zu verlassen. Jetzt scheint sie zum Glück wieder mit ihrem Stroh im Gehege zufrieden zu sein, wie ein normales Huhn 🐔 

Die Tage auf der Arbeit gestalten sich weiterhin sehr anstrengend. Mit den Covid-Restriktionen gibt es in Casterton nur wenig Ablenkung und durch unsere Unterkunft in der Pension auch wenig Privatsphäre. Der Inhaber möchte sich um uns kümmern und versteht unsere Andeutungen nur langsam, dass wir nach einem langen Arbeitstag kein Smalltalk betreiben möchten, sondern einfach entspannen wollen. Wenigstens müssen wir die Unterkunft weiterhin nicht teilen, Covid-19 hat also trotz allem auch seine Vorteile. Trotzdem hoffe ich, dass sich alles bald beruhigt und ich endlich wieder deutschen Boden küssen kann! <3

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