Auf anderen Wegen

Berichte von 03/2017

Montag, 27.03.2017 Siegestaumel und Brothimmel

Die Pingrup races waren tatsächlich ein Erlebnis wert. So viele Menschen habe ich noch nie in Pingrup gesehen. Mindestens... 250. Schon die Tage vorm Rennen waren alle aufgeregt und wollten den Race Track für die Rennen herrichten. Das hatte zwar den Effekt, dass dauernd fünf neue Jobs erledigt haben, die alleine einfacher gewesen wären, aber am Ende hat alles geklappt. Der arme Troy wurde ziemlich mit Beschlag belegt. Ich bin eigentlich eher als moralische Unterstützung zu den ganzen Jobs mitgefahren. Samstags war es dann so weit. Die Pferde morgens versorgt, Blast für den Pingrup cup auf Hochglanz poliert, für ein schnelles Lunch nach Hause und dann zum Rennen. Ich bin eigentlich fast nur hin und her gefahren, habe Pferde verladen, Getränke zur Bar getragen, einem aufgeregten Acky geholfen und bin schließlich mit Troy zum Hof gefahren, um Blast abzuholen. Inzwischen muss ich für die ganze Vorbereitung der Rennen zum Glück nicht mehr nachdenken und Acky war sicherlich froh, dass er eigentlich nur zum Satteln vorbei kommen musste (das muss vom Trainer des Pferdes erledigt werden). Blast (mit 10 Jahren mit Abstand das älteste Pferd) hat nicht nur tatsächlich gewonnen, sondern war von der ersten Sekunde bis zur letzten in Führung. Acky hat sogar ein paar Tränen vergossen. Für uns hat es sich also tatsächlich mehr als gelohnt! Nachdem Troy und ich das Pferd nach Hause gebracht haben und alles für die Nacht fertig gemacht hatten, sind wir zurück zur Rennbahn gefahren und dann hieß es auch für mich endlich feiern! Da die Wetten auf Pferde inzwischen vorbei waren, gab es jetzt Münzwerfen deluxe: es wurde mit einem Seil ein Zirkel mit etwa 3m Durchmesser gezogen, in der Mitte stand eine Person mit einem kleinen Hölzchen auf das zwei Münzen gelegt wurden. Dann konnte man Wetten abschließen: Kopf oder Zahl. Ich habe innerhalb von 3 Runden 150$ gewonnen, nach weiteren 5 war ich die dann auch wieder los. Acky hatte sicherlich schon 2-3 Bier getrunken und rief jedes mal wenn er gewettet hatte “Galinba Blast, come on Blasti“. Ehrlich gesagt war er die viel größere Attraktion. Nachdem der Bar das Bier ausgegangen war, sind wir alle 400 m weiter gepilgert und im Pub gelandet. Die Inhaber des Pubs erzählen schon seit ich das erste mal dort war, dass sie den Pub demnächst schließen, weil es sich nicht mehr lohnt - aber der raceday ist definitiv der Tag des Jahres für den Pub. Ich habe noch nie mehr als 15 Leute gleichzeitig dort gesehen, aber letzte Woche musste ich einmal sogar anstehen um zur Toilette zu gehen! Wie der nächste morgen für uns aussah könnt ihr euch ja wahrscheinlich vorstellen. Troy konnte ausschlafen, ich habe mich ohne Frühstück zu den Pferden gequält. Acky warf mir einen Blick zu und empfahl mir, die Pferde vielleicht lieber zu longieren als zu reiten. Ich war wohl noch ein bisschen blass um die Nase ;-)

Dieses Wochenende haben Troy und ich uns nochmal aufgemacht um einen Tag zu campen. (Natürlich ist uns wieder eine Stunde vor Abfahrt aufgegangen, dass wir vergessen haben die Luftmatratze zu flicken). Es ging nochmal nach Albany, wo wir am nächsten Morgen auf einem Aussichtspunkt mit Blick aufs Meer den Camping-Kocher ausgepackt haben und Bananen-Pfannkuchen in der Sonne gefrühstückt haben. Dann kam das eigentliche Highlight: wir sind in einem Laden für Küchen-Bedarf gelandet und die hatten eine ganze Ecke mit mindestens 20 verschieden deutschen Brotbackmischungen. Ich fühlte mich wie im Himmel. Troy hat die Welt nicht verstanden, warum ich aus dem Staunen und der Freude gar nicht mehr raus kam. Es ist übrigens eine Mischung für Pumpernickel geworden. Troy hatte in einem Ort der auf dem Rückweg ungefähr 1,5 Stunden Umweg bedeutete eine Show ausgespäht. Nach ein bisschen shoppen, bummeln und Seele baumeln sind wir losgefahren. Ungefähr fünf Kilometer vor dem Ort habe ich dann das Schild für die Show gesehen: 1. April. Dieses Detail war Troy offenbar entgangen (oder es war ein vordatierter April-Scherz). Aber was sind schon 1,5 Stunden Umweg in Australien. Irgendwo auf dem Weg haben wir dann noch ein chinesisches Restaurant gefunden und zum Lunch gehalten und waren abends früh genug Zuhause, dass ich ein erstes Probebrot backen konnte. Meilen besser als jedes australische Brot, wenn auch nicht konkurrenzfähig mit deutschen Originalen. Aber da ich in 1,5 Monaten ja so viel Brot essen kann, wie ich will ist es erstmal ein guter Kompromiss!

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Dienstag, 14.03.2017 Albany, Bremer Bay und Kniffel-Abende

Der Alltag, der Alltag. Während der Woche haben wir inzwischen wieder unseren Rhythmus. Troy und ich verlassen morgens gemeinsam das Haus, ich versorge und reite die Pferde, er erledigt die Farm-Arbeit, gegen Mittag treffen wir uns zum Lunch, gegen Abend trudeln wir beide wieder im Haus ein. Sobald wir beide angekommen und umgezogen sind geht es mit Hanteln, Sling-Trainer und Kettlebells zum benachbarten Spielplatz, wo auch ein kleines Outdoor-Fitnessstudio ist. Ich glaube nicht, dass irgendwer sonst diese Möglichkeit nutzt, aber für uns ist es perfekt. Nach dem Sport geht es nach Hause, wir kochen abwechselnd und versuchen uns gegenseitig auszustechen, beim Essen spielen wir eine Partie Kniffel - und dann ist schon fast Zeit zum schlafen, denn im Outback ticken die Uhren anders. Es könnte schon fast langweilig sein, aber das ist es natürlich nicht. Es ist toll wieder hier zu sein und die Pferde lassen sich jeden Tag was neues einfallen um mich auf Trab zu halten. Außerdem wäre Acky nicht Acky, wenn er uns nicht die Möglichkeit zu Abwechslung verschaffen würde. Das erste Wochenende Zuhause haben Troy und ich die Pferde morgens ganz früh versorgt und sind nach Albany zum Shoppen und eigentlich auch zum Fischen gefahren. Leider hat es den ganzen Tag geregnet und wir waren stattdessen im Kino. Trotzdem war es toll was anderes zu sehen.

Dieses Wochenende waren wir in Bremer Bay. Das war möglich, weil Acky mit den beiden Pferden die ich gerade trainiere zu einem Rennen gefahren ist und ich daher auf der Farm nichts zu tun hatte. Ursprünglich hatten wir geplant, wieder mit Roody zu fahren und zu zelten. Stattdessen hat uns Acky dann angeboten, einen seiner Wagen mit 4-Rad-Antrieb zu nehmen, der auch ein Rooftop-tent hat. Also ein Zelt, das auf dem Dach des Autos befestigt ist und nur ausgeklappt werden muss. Wir sind also Freitag nach der Arbeit losgefahren und haben einen kostenlosen Campingplatz angesteuert, der direkt am Strand lag. Die Strecke dorthin war entsprechend abenteuerlich mit tiefen sandigen Abschnitten, Gebüsch links und rechts, Kängurus, die auf den richtigen Moment warteten uns vors Auto zu springen - aber wir haben es geschafft. Im letzten Licht sind wir auf dem abgelegenen, einsamen Platz angekommen. Nur durch ein paar Büsche vom Meer getrennt haben wir also das Zelt aufgebaut (3 Minuten Aufwand), einen kleinen Erkundungsgang unternommen und haben dann Stunden mit Kniffel spielen im Taschenlampenlicht verbracht. Mit Wind an den Zeltwänden und Meeresrauschen im Hintergrund. Leider haben wir es vor dem Trip versäumt, ein Loch in unserer Luftmatratze zu flicken - wir waren dann ab fünf Uhr morgens wach, weil wir auf dem harten Boden lagen. Aber das Meer um die Uhrzeit kurz nach Sonnenuntergang war unbezahlbar. Unerwarteterweise hatten wir den ganzen Samstag strahlenden Sonnenschein bei 25°, also perfekt zum Fischen. Gefangen haben wir zwar nicht wirklich etwas, aber es war schön den Tag entspannt am Meer zu verbringen. Mit Ackys Wagen konnten wir sogar auf den Strand fahren - das erste mal für mich. Abends wollten wir dann noch einen neuen Schlafplatz auskundschaften, für den wir eine ganze Weile am Strand entlang fahren mussten... Da unser Wochenende bis zu dem Zeitpunkt noch kein Abenteuer gewesen war, haben wir auch als der Sand tiefer wurde die Spur der andren Autos nicht verlassen. Naja, was soll ich sagen... Wir haben 6 Leute und 2 andere 4 wheel drives für eine Stunde beschäftigt, bis wir wieder aus dem Sand gezogen waren! Aber lustig war's! Wir haben uns dann ein leckeres Dinner im Restaurant gegönnt und sind zu unserem ersten Platz zurück gefahren.

Zurück in Pingrup ist es weiterhin ruhig, aber am Samstag beim Rennen tobt hier sicherlich der Bär. Der Pub fiebert schon dem Geschäftstag des Jahres entgegen!! Wir sind alle damit beschäftigt, den Race Track, den sonst nur Acky benutzt, für die Pingrup races vorzubereiten und hoffen für unsere Pferde natürlich auf einen klaren Heimsieg!!

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