Auf anderen Wegen

Berichte von 06/2016

Freitag, 17.06.2016 Neues aus dem Busch

Woche 7 in Australien, die 3. Woche in Wellington ist schon fast wieder um. Im großen und ganzen bleibt es hier beim Alten. Diesen Mittwoch habe ich mein 2. Rennen erlebt und diesmal waren wir mit drei Pferden am Start. Ich war schon wirklich besorgt, weil das sehr viel Stress und Arbeit am Akkord bedeutet, aber zum Glück hatte uns Vicky, die Angestellte von dem Gestüt hier, versprochen an ihrem freien Nachmittag vorbei zu kommen und uns zu helfen. Der Tag begann für uns also um 7:00 mit der üblichen Stallarbeit, den die Pferde, die nicht mit zur Rennbahn kommen müssen ja trotzdem bewegt und versorgt werden. Dann Pferde aufladen, auf zum Rennen. Leider war unser Tag nicht besonders von Glück gesegnet. Das erste Pferd (das eigentlich unser Favorit war) lief als letzte durchs Ziel und war so langsam, dass sogar der Tierarzt von der Rennbahn vorbei kam um sie zu untersuchen. Es war mit ihr zum Glück alles in Ordnung, also blieb nur unser Ärger. Das nächste Pferd in die Pinkel-Box, pfeifen, satteln, ab in den Führung, Jockey drauf... Kaum waren wir auf der Zuschauer-Tribüne angekommen hören wir eine Durchsage, dass ein Pferd auf dem Weg zu den Startboxen seinen Reiter abgeworfen hat und frei über die Bahn galoppiert. Ihr denkt es euch wahrscheinlich schon: unser Pferd. Mit einem sehr eleganten Sprung ab über die Absperrung (für den Sprung haben wir dann auch entsprechende Komplimente bekommen). Tja, auch nicht optimal gelaufen... Das dritte Pferd lief zwar ohne Katastrophen, aber auch ohne Sensationen sein Rennen. Aber mir wurde hinterher von vielen versichert, dass Rennen nunmal so laufen und man es einfach nicht zu ernst nehmen darf. Also haben wir und mit einem Drink getröstet, sind nach Hause gefahren, haben die Pferde für den Abend fertig gemacht und waren nach einem 12 Stunden-Tag dankbar, auch noch was zu essen zu bekommen!

Heute waren wir die komplette Mittagspause in der Mission Pferde-Futter unterwegs. Okay, Menschen-Futter war auch dabei ;-) übrigens wird hier meistens Oaten hay (Heu) gefüttert. Das ist wie Stroh bei uns, nur, dass der Hafer nicht vorher abgeerntet wird und die Pferde das komplette bekommen. Unser Heu heißt hier anders, den Namen habe ich leider vergessen.

Achso, das Highlight der Woche: wir sind mit Dagmars eigenen Pferden zum Strand gefahren und ich bin das erste mal im Meer geritten und am Strand galoppiert. Wieder kann ich nur sagen: allein schon diese Erfahrung wäre die Reise wert gewesen!!! Es war einmalig und unbeschreiblich! 

Morgen fängt die Arbeit hier um 6:30 an und wir fahren mit 2 Pferden zur Trainingsbahn, aber den Nachmittag habe ich frei! Ich hoffe sehr, dass die Sonne sich zeigt und ich vielleicht einen kleinen Ausritt machen kann :-) abends geht es mit dem Team von Lynton nochmal zur Bowling-Bahn in Murray Bridge! 

Euch allen einen guten Start ins Wochenende!

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Donnerstag, 09.06.2016 Das erste Rennen

Kaum zu glauben - ich bin schon 5 Wochen in Australien und 1,5 Wochen in Wellington. Und beides kommt mir einerseits viel kürzer vor weil die Zeit so fliegt, und andererseits viel länger, weil ich mich hier richtig Zuhause fühle. Die Tage in Wellington sind arbeitsreich, aber langsam stellt sich eine Routine ein. Die Pferde kennen mich, ich kenne die Macken und Besonderheiten der Pferde und Dagmar lässt mich immer mehr selber machen. Toto, die Katze, hat mich inzwischen voll adoptiert und besetzt mich mit Beschlag, sobald ich auf dem Sofa sitze. Bzw jetzt gerade besetzt er mein Bett. Und toi toi toi, bisher hält meine Allergie sich erstaunlich still! Aber wie der Australier in so ziemlich jeder Situation zu sagen pflegt: No worries!

Gestern waren wir dann auf meinem ersten Rennen. Dee, eine 7-jährige Rappstute ist für uns gestartet. Ich habe mich ja bisher nie für den Rennsport interessiert, aber wenn man direkt daran beteiligt ist, reißt es dann doch mit. Wir haben uns die Seele aus dem Leib geschrien - geholfen hat es leider nicht, wir sind nur 5. geworden, aber ein Erlebnis war es auf jeden Fall! Allerdings sind meine Vorurteile auch hier wieder an vielen Stellen bestätigt worden. Man sieht einfach viele Pferde, die sehr offensichtlich von ihren Menschen als Sportgerät behandelt werden. Lustig ist übrigens noch: damit die Pferde sich vor ihrem Rennen noch erleichtern können, gibt es außer den Ständern in denen sie vorbereitet werden auch noch mit Stroh ausgelegte geschlossene Boxen. Ich nenne sie jetzt mal Pinkel-Boxen. Man geht mit dem Pferd rein und pfeift eine Melodie die ein bisschen an diese Wasserpfeifen, die Vögel imitieren, erinnert. Ich dachte ja erst, das ist Unsinn, aber tatsächlich pinkeln die Pferde sofort und jeder pfeift diese Melodie. Ich musste mir ein Lachen verkneifen!

Übrigens hat der Nachbar, Deren, sich zusammen mit Dagmar in den Kopf gesetzt mich zu verkuppeln. Na das kann ja was werden ;-)

Ansonsten gehen die Dinge hier ihren gewohnten Lauf! Ich denke oft an Zuhause und am ein oder anderen Tag wünsche ich mir auch unsere geduldigen und scheufesten Freizeit-Pferde her, wenn hier mal wieder viele Monster gelauert haben, die nur Rennpferde sehen können ;-)

Viele Grüße aus Oz!

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Mittwoch, 01.06.2016 Wellington

ja, ich lebe noch :-) nach zwei Nächten in Adelaide (die zweite davon mit einer unerträglichen Schnarcherin im Zimmer) bin ich seit Sonntag in Wellington bei Murray Bridge, 1,5 Stunden von Adelaide entfernt. Nach 11 Stunden Busfahrt bin ich jetzt in North Australia, habe in den letzten vier Wochen 1300 km hinter mir gelassen und werde hier wohl bis Mitte August bleiben. Ich arbeite hier für Dagmar, die momentan 6 Rennpferde trainiert und 3 eigene Pferde hier stehen hat. Das eigentliche Gestüt hat ca 90 Pferde und momentan stehen hier überall die kleinen Absatz-Fohlen. Zu niedlich!! Dagmar ist unheimlich sympathisch und zum Glück mögen wir uns auf Anhieb! Am ersten Tag hatte ich direkt das Glück, dass wir mit den Rennpferden an den Strand gefahren sind (ca 1 Stunde Fahrt) und sie da trainiert haben. Wir sind hier nicht am Meer, aber direkt am Lake Alexandrina, der so riesig ist, dass es sich wie Meer anfühlt. 

Ein normaler Tag sieht so aus, dass wir um 7 anfangen die Pferde zu füttern, die Paddocks säubern, die 6 Rennpferde nacheinander trainieren, dann nochmal füttern. Dann ist es meistens 11:30-12:00 und wir haben Pause. Gegen vier geht es noch mal weiter, Abendfütterung, nochmal die Yards sauber machen und gegen halb sechs haben wir frei. Hier in Australien gehen die Uhren anders und dadurch bin ich oft schon um halb neun im Bett. Heute haben wir die Mittagspause mit einem kleinen Ausritt gefüllt und sind an unseren eigenen Teil des Lakes hier gegangen. Leider kann ich hier im Blog per Handy keine Fotos hochladen - und da Dagmar kein WiFi hat, kann ich nicht von Laptop aus bloggen. Fotos werden also spätestens im August nachgeliefert. 

Abgesehen von den Stallarbeiten durfte ich schon am ersten Tag ein junges Pferd selber longieren und Dagmar hat mir schon in Aussicht gestellt, dass ich auch mal das ein oder andere Rennpferd auf der Bahn trainieren darf. In Australien sind die Menschen übrigens ganz schön faul - wir trainieren die Pferde wenn sie nicht geritten oder longiert werden vom Quad aus und ich habe auch schon Pferde neben Autos und Motorrädern gesehen. Für Europäer ein ziemlich ungewohnter Anblick!

Ein bisschen nachteilig ist, dass man hier im Süden den Winter doch ganz schön spürt. Die letzten Tage hat es viel geregnet und war mit 10 Grad ziemlich kalt, besonders, da die Häuser in Australien alle keine Heizungen haben. Ich war erstmal mit Dagmar im Second Hand Shop und habe ein paar wärmere Sachen gekauft.

Alles in allem geht es mir hier unglaublich gut und ich fühle mich wohl! Ich bin schon ein kleines Glückskind! Viele Grüße aus dem Paradies!

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