Auf anderen Wegen

Berichte von 11/2017

Freitag, 10.11.2017 Happy chaser bin driving

Endlich ist es so weit. Die Ernte hat begonnen, wenn auch sehr langsam. Letzte Woche hatte ich meinen ersten Probe-Tag als chaser bin driver, die ersten paar Läufe noch mit Troy an Bord. Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit der Steuerung, ist es eigentlich ein ziemlich einfacher und lustiger Job. Es sind meistens zwei header (Mähdrescher) auf einem Feld im Einsatz. Sie starten ungefähr in der Mitte des paddocks parallel und arbeiten sich dann Reihe für Reihe entgegengesetzt zum äußeren Rand. Meine Aufgabe dabei ist im Traktor zu sitzen und loszufahren, sobald mir signalisiert wird, dass das Fassungsvolumen des Headers voll ist. Dann wird der Traktor mit großem Anhänger in Bewegung gesetzt, ich rase ran an den header (chasing= verfolgen) und positioniere mich in genau der gleichen Geschwindigkeit und genau dem richtigen Abstand neben ihm und er läd das Getreide während der Fahrt in meinen Anhänger ab. Wenn er leer ist wird abgedreht, quer übers Feld zum zweiten header, gleiches da und dann ab zur mother bin, welche einfach ein vielfach größerer Anhänger ist, oder zum Silo oder Truck. Meistens reicht die Zeit für diese genau, bis der erste header wieder voll ist. Am Anfang hatte ich sehr damit zu kämpfen, parallel zum header zu bleiben (sonst verliert man das wertvolle Getreide), seine Geschwindigkeit beizubehalten und vor allem nicht so nah mit meinen dicken Traktor-Reifen an die rotierende Front des Headers zu stoßen. Ein header kostet ungefähr 400000$ in der Anschaffung, entsprechend empfindlich ist man hier mit ungeschickten Backpackern. Zum Glück scheine ich meine Sache ziemlich gut gemacht zu haben. Jedenfalls ist Troy fast geplatzt vor Stolz. Nur am Ende habe ich noch fast eine Stromleitung mitgenommen, als ich meinen Getreide-Ablade-Arm (?) Ausgefahren hatte und Richtung Scheune zum Feierabend unterwegs war. Aber zum Glück noch rechtzeitig im letzten Moment gemerkt.

Seit den ersten beiden Tagen Traktor fahren gab es leider keine weitere Arbeit mehr für mich. Natürlich hat es nochmal geregnet und jetzt sind erstmal einige der ganz schlechten Felder dran. Die Mäuseplage hat sich leider nicht nur in unserem Haus bemerkbar gemacht, sondern auch ganz katastrophal auf den Feldern. Das Getreide ist nicht nur sehr sporadisch auf den Feldern verteilt, sondern auch wegen des mangelnden Regens so niedrig geblieben, dass die Maschinen es kaum ernten können. Gestern war Troy auf einem paddock, wo der header in zwei Stunden noch nicht mal voll genug war zum abladen. Zum Vergleich: auf dem letzten Feld war es ungefähr alle acht Minuten. Außerdem ist für dieses Wochenende nochmal eine Menge Regen angesagt. Es ist doch verhext. Den ganzen Winter kein Regen und genau jetzt wo wir ihn absolut nicht brauchen kommt er im Überfluss. Endlich verstehe ich mal das ganze Gemecker der Landwirte. Übrigens witzig, dass hier im Herbst gesät wird und im Frühling geerntet, oder?

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