Auf anderen Wegen

Berichte von 07/2018

Sonntag, 08.07.2018 Australischer Winterzauber

Vielen lieben Dank auch hier nochmal für die vielen Glückwünsche zu meinem Geburtstag vor einer Woche. Obwohl ich traurig war nicht zuhause zu sein, hat mir dieser Tag nochmal gezeigt, dass ich immer noch einen Platz im Herzen meiner Menschen habe. Troy und ich haben den Tag genutzt um nach Shepparton zu fahren, eine größere Stadt vier Autostunden entfernt. Wir haben es uns wirklich gut gehen lassen, sind lecker essen gegangen und haben ein Weingut besichtigt. Beim Motor Museum mussten wir dann natürlich auch noch halten - nicht mein Favorit natürlich, aber Troy war ganz aus dem Häuschen. Das Highlight des Wochenendes war allerdings definitiv, dass Troy endlich nach einem Jahr erfolglosen Anzeigen Sess Problem-Auto verkaufen konnte. Auf den letzten Drücker musste der Benzin-tank noch ausgetauscht werden (er ist über ein totes Känguru gefahren) und auf dem Weg nach Shepparton blinkte plötzlich die Motorblockleuchte, aber der Käufer hat es trotzdem mitgenommen und wir sind froh, dieses Kapitel endlich abgeschlossen zu haben.

Letzten Freitag auf dem Heimweg vom Pub war noch unser Einsatz gefragt. Auf der Straße lag ein frisch überfahrenes Känguru und ein paar Meter daneben sein joey (so nennt man die Babys). Und die kleine war noch am Leben. Also kurzerhand Baby eingepackt, über Nacht in Handtücher und Wärmflasche eingepackt und im Internet recherchiert, was jetzt zu tun ist. Zum Glück hat Australien ein sehr gut organisiertes Wildlife rescue System und nach einem kurzen Telefonat hatten wir eine Adresse in der nächsten Stadt, wo wir das Känguru hinbringen konnten. So was süßes habe ich noch nie gesehen, 15 ganz junge Kängurus in genähten Stoff-Beuteln immer zu zweit in einem Wäschekorb, 4 etwas größere in Garten und Haus frei hüpfend und zwei so junge, dass sie noch im Inkubator bleiben mussten. Sandra, die ehrenamtliche Pflegerin hat uns erklärt, dass Kängurus zwei Jahre lang bei der Mutter trinken. Unser Baby war ungefähr 8 Monate alt und sie sagte, in dem Alter verlassen die Joey's den Beutel noch gar nicht. Wusstet ihr eigentlich, dass Kängurus generell immer sozusagen drei Kinder haben? Ein joey, das alt genug ist um nicht mehr im Beutel zu sein (dieses trinkt sehr fettreiche Milch), ein joey im Beutel, das von einer anderen Zitze mit low Fat Milch versorgt wird und eins, das sozusagen im uterus auf den Auszug des mittleren Kindes wartet und dann dessen Platz übernimmt. Wenn es in den Beutel geboren wird, ist sein Mund sogar erstmal fest mit der Zitze verbunden und Augen und Ohren sind verschlossen wie bei einem Embryo.

Sandra hat uns auch erklärt, dass sie noch nie so viele Pflegekinder hatte wie im Moment. Offenbar hat die Dürre, die momentan jeden beschäftigt, die Auswirkung, dass die Tiere sich auf den Asphalt-Straßen aufhalten, wo sich am ehesten der Tau sammelt. Zudem ist es momentan nachts sehr kalt und sie suchen die in der Straße gespeicherte Wärme. Das hat leider sehr viele Unfallopfer zur Folge.

Wir hoffen sehr, dass unser kleines überlebt. Wir befürchten leider eine Verletzung am Gehirn, da es aus der Nase geblutet hat. Sandra hat mich eingeladen so oft ich will zu Besuch zu kommen. Ich werde euch also auf dem Laufenden halten!

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