Auf anderen Wegen

Freitag, 02.07.2021 Julian ist da!

Nach neun Monaten warten und planen und jeder Menge Vorbereitung hatte Julian am 10. Juni seinen Auftritt und beherrscht seitdem unseren Alltag. Wer mich gut kennt weiß, dass ich nie einer dieser Baby-Menschen war, der beim Anblick eines kleinen Wurms in Verzückung gerät und ehrlich gesagt habe ich mir die ganze Schwangerschaft über Sorgen gemacht, ob Hormone tatsächlich etwas an diesem Charakterzug ändern können. Ich erzähle euch ein bißchen von der Geburt. Wer also nichts davon wissen möchte hat jetzt die Gelegenheit, weg zu gucken!

So ging es los: am 9.6. bin ich morgens schon unfassbar gereizt aufgewacht. Der Hund hat mich genervt, der Mann hat mich genervt, das Wetter... Eigentlich war ich die ganze Schwangerschaft über sehr friedlich und mir blieben die Stimmungsschwankungen von denen alle immer sprechen zum Glück erspart. Aber an dem Tag konnte man mich vergessen. Ich habe auch eigentlich die Schwangerschaft über zu 98 % bewusst und gesund gegessen und habe an besagtem Tag Troy überredet mir von unserem Lieblingslokal Fritten mit Soße zu holen, an denen wir so viel gegessen haben, dass uns hinterher schlecht war. Es war ein stürmischer Tag und Troy musste um 3 Uhr nachmittags zur Arbeit. Ich war nie besonders anhänglich in den letzten Monaten, aber an diesem Tag habe ich ihn gebeten, ob er nicht zuhause bleiben kann, damit wir beim Sturm zusammen ein paar Filme gucken können. Im Scherz versteht sich. 

Naja, auf der Hunderunde hat Julian mich immer wieder in diese empfindliche Stelle getreten - das ist richtig durch den ganzen Unterleib gezogen und ich musste teilweise sogar anhalten. Bei ein paar Youtube Dokus am frühen Abend im Bett musste ich mehrfach die Position wechseln, weil dieser komische Schmerz immer wieder kam. Da habe ich dann das erste Mal meine persönliche Ratgeberin Zuhause gefragt, ob das vielleicht Wehen sein könnten. Aber wer kann einem das schon beantworten. Da ich den Schmerz aber gut aushalten konnte und es auch nicht besonders regelmäßig kam, habe ich versucht mich zu entspannen. Irgendwann schrieb Troy mir, dass er wohl bald nachhause kommen würde, da es zu stürmisch wurde um zu arbeiten. Ein bisschen erleichtert war ich schon, aber ich dachte immer noch nicht, dass tatsächlich etwas passieren würde. So war er statt um 3 Uhr morgens schon um zehn Uhr abends Zuhause und wir haben ein bisschen gequatscht und uns ins Bett gekuschelt - wo kurze Zeit später die Fruchtblase geplatzt ist. Ich kann euch gar nicht sagen, wie perfekt das Timing war. Troy Zuhause, es war noch früh genug um unsere sensationelle Hundebetreuung anzurufen, die innerhalb kürzester Zeit Lily abgeholt hat. Alle Faktoren über die ich mir Gedanken gemacht hatte waren plötzlich hinfällig. Währenddessen verfiel Troy in Aktionismus und packte Sachen ins Auto und ich stand wie ein Reh im Scheinwerferlicht im Haus und habe versucht einen klaren Gedanken zu fassen. 

Wir hatten eigentlich gehofft die Nacht noch Zuhause verbringen zu können, aber nach einem kurzen Telefonat mit meiner Hebamme war klar, dass wir ins Krankenhaus müssen. Ich hatte vor Wochen einen Tag, wo ich Julian weniger gespürt hatte und aufgrund dessen sollte ich aufgenommen und das Kind überwacht werden. Um elf Uhr nachts waren wir also statt Zuhause im gemütlichen Bett im Krankenhaus und warteten darauf, dass es richtig losgeht. Leider hat mein Körper sich dann doch viel Zeit gelassen und am nächsten Morgen wurde entschieden, die Geburt medikamentös einzuleiten. Mein ursprünglicher Plan war gewesen, alles ganz natürlich passieren zu lassen, aber im Leben läuft wohl alles anders als man denkt. Mir wurde also ein Wehentropf verabreicht, auf den mein Körper schon bei der geringsten Dosis massiver reagiert hat und ich habe ziemlich schnell klein bei gegeben und um eine PDA gebeten. Danach war mein Leben einfach wunderbar, Troy ist nochmal schnell nach Hause gefahren um ein paar Dinge zu holen, ich hatte permanent eine Hebamme und eine Schülerin bei mir die mich unterhalten haben und meine Zuversicht wuchs. Wenn mir nur nicht so kalt gewesen wäre... ich fragte nach einer zusätzlichen Decke, dann noch einer Decke und schickte Troy immer wieder los um meine Wärmflasche aufzufüllen. Irgendwann wurde meine Temperatur gemessen und ich hatte 38.8° Fieber. Es wurde also beschlossen Antibiotika zu verabreichen. Beim nächsten Mal messen war die Temperatur auf 39.5 angestiegen und Julians Herzfrequenz wurde höher. Ich muss ganz ehrlich sagen, ich habe die Hektik die langsam aufkam nicht richtig realisiert. Der Arzt erschien, es wurden weitere Antibiotika verabreicht. Temperatur stieg weiter. Mir war kalt. Troy wurde zunehmend unruhig. Ein zweiter Zugang wurde gelegt - Antibiotika parallel in beide Venen. Meine Decken wurden geklaut, ich musste Eiswasser trinken. Kalt. 

Irgendwann wurde das ok gegeben, dass ich pressen darf - allerdings war klar, dass es jetzt doch einigermaßen schnell gehen muss, da Julians Herzfrequenz weiterhin viel zu schnell war. Um die Dinge zu beschleunigen hat mein Arzt dann auch ein bißchen nachgeholfen und um 21:33 wurde mir ein schreiendes kleines Bündel auf die Brust gelegt. Wir beide haben es gut überstanden. Ganz so entspannt wie ich mir dieses erste Kennenlernen gewünscht hätte war es leider nicht weil wir beide noch einiges an Überwachung und Aufmerksamkeit nötig hatten. Aber ich kann bestätigen, dass Hormone zaubern können - denn mein Sohn ist das süßeste und hübscheste Baby, das je geboren wurde. 😉 ich ertappe mich auch jetzt 3 Wochen später regelmäßig dabei, wie ich ihm völlig selbstverloren und verliebt betrachte. Trotz aller Schwierigkeiten sind wir um einen Kaiserschnitt herum gekommen und genießen jetzt das Leben zu dritt. Troy ist im Super Dad Mode und liest uns beiden unsere Wünsche von den Augen ab und Julian überrascht bei jedem Nachsorge-Termin mit seinem überdurchschnittlichen Wachstum. Viele Grüße von Wolke 7 an euch alle ❤

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