Auf anderen Wegen

Donnerstag, 01.09.2016 Esperance

Kaum zu glauben, aber nach drei Tagen Roadtrip ist es geschafft: ich bin in Esperance angekommen. Ich wollte ja erst nicht glauben, dass man tatsächlich 1600 km fahren kann, ohne in einem einzigen größeren Ort vorbei zu kommen, aber in Australien ist das tatsächlich möglich. Genau genommen war ich 1200 km auf dem gleichen highway und die Straße ging im großen und ganzen ohne Kurven geradeaus durchs Outback. 

Meine Hoffnung, nach dem holprigen Start mit meinem Auto ohne weitere Probleme in Westaustralien anzukommen, wurde natürlich schnell zerschlagen. Ich verfluche jeden Tag, dass ich das Wort Abenteuer überhaupt mal in den Mund genommen habe. Ich bin am ersten Tag ca 7 Stunden Auto gefahren (Pausen inklusive) und ca 550 km weit gekommen. Dann wurde es langsam dunkel und in Australien fährt man, wenn es sich irgendwie vermeiden lässt in Dämmerung und Dunkelheit kein Auto, weil dann einfach unglaublich viele Kängurus, Emus und angeblich auch Kamele unterwegs sind. Aber ich habe rechtzeitig einen kostenlosen Campingplatz erreicht (das sind im Outback in der Regel einfach Stellen zwischen Eucalyptusbäumen mit ein paar Feuerstellen), den ja glücklicherweise inzwischen funktionierenden Gaskocher aufgebaut, ein fürstliches Abendessen gezaubert (okay, Bratkartoffeln mit Ketchup, aber...) Und war völlig zufrieden mit mir und der Umwelt. Zwischendurch noch kurz einer ca 50 m entfernten Familie zugewunken... Als es langsam Zeit wurde, sich ins Auto zurück zu ziehen streifte mein Blick eher flüchtig einen Reifen... Hm, der sieht ganz schön schlecht befüllt aus. Ah, der sieht ganz schön platt aus. Assassins. Ihr könnt euch meine Panik vorstellen: keine Ahnung von Autos, mitten in der Pampa, nächste Tankstelle 100 km entfernt. Aber zum Glück scheinen Australier von Natur aus hilfsbereit zu sein, denn als ich völlig aufgelöst bei der Familie klopfte und nach Werkzeug fragte (nicht, dass ich damit hätte umgehen können), hat der Vater völlig selbstverständlich angeboten, den alten Reifen neu zu befüllen für den Notfall, den neuen Reifen zu montieren, und wollte sogar noch Öl und alles für alle Fälle kontrollieren - aber ich war ja morgens erst in der Werkstatt. Keine halbe Stunde später war ich sprachlos vor Dankbarkeit und er war glücklich, weil er sagte, das gäbe gutes Karma :-)

Seitdem bin ich dann zum Glück ohne weitere Schwierigkeiten weiter gefahren. Unterwegs gab es tatsächlich nicht besonders viel zu sehen, aber ich konnte in einer Bucht Wale mit ihren Kälbern beobachten, stand sprachlos auf zwei Aussichtsplattformen, bei denen man einfach Kilometer weit Klippen und tiefblaues Meer sehen konnte und habe sehr gestaunt, als das Schild kam, dass man sich auf der längsten graden Strecke Australiens befinde (187 km ohne Kurve), weil ich hätte schwören können, dass auch die 1000 km vorher ziemlich kurvenfrei waren. Übrigens bin ich mal wieder bei der Grenze reingefallen: auch Westaustralien hat Quarantäne-Vorschriften, und die werden an der Grenze auch tatsächlich durchgesetzt. Deshalb musste ich einen ganzen Sack Kartoffeln, Zwiebeln, Bananen und Kiwis bei einem Rastplatz einem Pärchen schenken, das in die andere Richtung gereist ist. Mein rebellisches Ich hat allerdings eine Zwiebel, eine Kiwi und ein Stück Ingwer behalten. Die Zwiebel hat die Frau an der Grenze gefunden und beschlagnahmt, den Rest nicht. :D

Gestern Nachmittag bin ich dann endlich in Esperance angekommen. Und es ist wirklich genauso schön, wie es überall heißt. Weite weiße Sandstrände, eine süße Stadt und es gibt sogar einen Lebensmittel-Laden, der halbwegs bezahlbar ist. Im Outback bezahlt man für einen Apfel locker 3$ und der Sprit kostet mal eben 60 Cent mehr pro Liter. Nach drei Tagen ohne Zivilisation habe ich dann gestern Abend auf einem gratis-Campingplatz der zu einem Pub gehört geschlafen und aus Anstand dort noch ein Bierchen getrunken. Es wurde dann allerdings mehr als eins und zu einer Lehrstunde in Sachen australischer Brau-Kultur. 

Eigentlich wollte ich heute in den sehr berühmten Nationalpark von Esperance, da es aber sehr viel regnet habe ich dass auf morgen verschoben, werde die Strände hier in der Nähe der Stadt heute erkunden und sitze jetzt noch gemütlich bei Pancakes und Kaffee in einem Café und genieße es, keine x Stunden fahren zu müssen. Ich nutze den Tag für die Jobsuche :-)

Viele Grüße aus dem Paradies!!

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