Auf anderen Wegen

Mittwoch, 02.08.2017 The alps

Fast zwei Wochen bin ich jetzt hier auf “The alps“. Die Anfahrt war ein ganz schönes Durcheinander kann ich euch sagen. Grant hatte mir zwar gesagt ich kann mich auf keine Navigationssysteme verlassen, aber seine Wegbeschreibung war so kompliziert, dass ich das nicht so richtig ernst genommen habe. Böser Fehler! Ich bin bestimmt eine Stunde sinnlos im Kreis gefahren, weil eine Straße die mein Navi nehmen wollte, gesperrt war und ich irgendwann dann einfach 25 km zurück gefahren bin und wieder auf der richtigen Strecke war. Leider kam dann irgendwann da, wo Zivilisation sich schon auf wenige Farms alle paar Kilometer beschränkt, eine missverständliche Anweisung in der Wegbeschreibung und ich habe den falschen Weg genommen. Das ist mir leider erst nach 20 km unbefestigte Straße aufgegangen. Dass es weder Telefon- noch Internetempfang gab muss ich ja sicher nicht erwähnen... Den Tränen nah habe ich dann irgendwann beim einzigen Farmhaus weit und breit gehalten. Der ältere Mann dort hat mir sofort angeboten 1. Bier, 2. Tee oder 3. Grant für mich anzurufen. Ich hab mich dann für die letzte Option entschieden. Er war sichtlich enttäuscht, dass ich ihm nicht länger Gesellschaft leisten wollte! Nach einer aufgemalten Wegbeschreibung habe ich dann die völlig abgelegene Farm ohne weitere Probleme gefunden. Grant hatte mir schon vorher geschrieben, die Farm wäre ein bisschen messy und wie ich schnell feststellte, war das eine bodenlose Untertreibung. Ich kenne es inzwischen von den anderen Farms, dass irgendwo eine Fläche ist, wo ausgediente Autos abgestellt werden und sich allerhand Müll ansammelt, bei Grant verteilt sich das einfach auf die komplette Fläche rund ums Wohnhaus. Im Haus das gleiche Bild. Überall Klamotten auf dem Boden, Stapel von Papieren liegen rum, die Küche überall voller Spritzer aus alten Tagen... Ich habe wirklich erstmal einen Schlag bekommen (und ich bin nicht empfindlich!). In der letzten Zeit habe ich mich dann aber langsam daran gewöhnt. Alles ist hier ein bisschen provisorisch, aber Grant ist wirklich nett und zusätzlich zu einem vollen Gehalt bekomme ich freies Benzin und alle Mahlzeiten gestellt. Außerdem wohne ich in einem Wohnwagen direkt neben dem Haus, den ich ja sauber halten kann wie ich will und habe ein eigenes Badezimmer, das von außen des Hauses zugänglich ist.

Grant redet sehr sehr gerne, am liebsten über Politik und Geschichte. Ob das gegenüber grade interessiert ist, ist ihm dabei relativ egal, was mich schonmal zu einem genervten Augen rollen bringt. Außerdem ist Zeit für ihn etwas, das keine Rolle spielt. Letzte Woche verkündete er morgens, wir würden nach dem Frühstück die Pferde satteln und ein paar Schafe 15 km entfernt eintreiben. Mittags (noch nicht gesattelt) sagte er dann wir würden es direkt nach dem Mittagessen anpacken. Ich solle die Pferde schonmal fertig machen. Gesagt, getan. Zwei Pferde fertig - wo ist Grant? Ich fand ihn schlafend am Küchentisch. Geweckt, wieder raus gegangen. Immer noch kein Grant. Wieder eingeschlafen. “Ich gehe kurz auf Klo, nimm dir schonmal einen Hund und Treib nur kurz die Schafe hier am Haus ins paddock ohne Pferde“. Hund hörte nicht auf mich. Frustrierend. Kein Grant.

Naja, im Endeffekt sind wir im Dunkeln losgezogen, haben die weit entfernten Schafe geholt und waren um halb zwölf nachts wieder Zuhause. So ist Grant. Aber großzügig, freundlich und meistens geduldig. Das gleicht die chaotische Seite wieder aus!

Nach acht Tagen durcharbeiten habe ich meinen ersten Scheck bekommen und habe mich mit Troy auf halbem Wege getroffen. Zum Glück war es für die 2,5 Tage mal trocken und sonnig und wir haben die Zeit zusammen in vollen Zügen genossen. Der Plan ist, dass ich hier auf der Farm jetzt bis Ende Oktober bleibe und dann Anfang November auf der Farm von Troy bei der Getreide-Ernte den Traktor fahre. Da freue ich mich natürlich drauf!!

Kommentar schreiben