Auf anderen Wegen

Freitag, 02.12.2016 Perth und Rottnest Island

Es ist soweit, Nicole hat mich verlassen und ich bin alleine im "Blue House". Montag nach der Stallarbeit haben wir uns auf den Weg gemacht. Schon der Morgen war sehr emotional. Letztes Mal zusammen auf der Rennbahn, letztes Mal zusammen den Stall ausmisten. Nicole kam aus den Tränen kaum noch raus. Nach einer ausführlichen Verabschiedungszeremonie von allen waren wir dann tatsächlich gegen elf auf dem Weg Richtung Perth. Nicole hatte dort für fünf Uhr einen Zahnarzttermin vereinbart, weil ihr vor ein paar Tagen ein Pferd den Kopf ins Gesicht geschlagen hatte und ein Stück vom Zahn fehlte. Wir haben die Zeit also großzügig eingeplant und waren fast 1,5 Stunden zu früh. Da aber direkt um die Ecke ein riesiges Shopping Center ist, haben wir die Zeit direkt sinnvoll genutzt. Endlich wieder Geschäfte!!! Vor allem war mir wichtig ein schönes Weihnachtsgeschenk für Alan und Susan zu finden. Susan ist ein absoluter Weihnachtsmensch, Ich habe noch nie jemanden kennengelernt, der so viel (furchtbar kitschige) Weihnachtsdeko hat und sich so auf Weihnachten freut. Nach ausführlichem Stöbern bin ich dnan auch fündig geworden. Es ist übrigens ganz schön merkwürdig, bei 32°C im Schatten überall Weihnachtsmusik zu hören und Kunstschnee zu sehen.

Nach Nicoles Termin haben wir uns dann auf den Weg zu Anne, einer holländischen Freundin von Nicole, gemacht. Anne wohnt in einer WG in einem großen Wohnkomplex direkt am Scarborough beach. Der Wohnkomplex ist u-förmig angeordnet mit seiner offenen Seite zum Meer - und da Anne im Erdgeschoss wohnt, haben wir den Abend im Innenhof sitzend verbracht und den Sonnenuntergang über dem Meer beoachtet. Atemberaubend! Für den nächsten Morgen hatten Nicole und ich eine Fähre zu Rottnest Island gebucht, die auf dem Fluss in der Perther Innenstadt starten sollte. Also hieß es früh aufstehen, um dem Berufsverkehr vorzubeugen. Ich war aber sowieso um 5 Uhr morgens wach und habe die Zeit genutzt, nochmal Richtung Meer zu gehen. Die Sonne war leider schon aufgegangen! Auf der Fähre hatten wir dann auch jede Menge Zeit in Ruhe wachzuwerden. Wir haben nämlich die günstigste genommen, die leider auch die langsamste war ;-) dafür hatten wir aber einen tollen Kapitän, der uns mit Anekdoten über die Sehenswürdigkeiten unterhalten hat. Zum Beispiel beherbergt Perth den kleinsten Yachtclub der Welt mit 2 Booten. Das liegt daran, dass der Besitzer eines Hauses einen UNterstand für sein Boot bauen wollte. Das wird aber nur genehmigt, wenn man einem Yachtclub angehört. Also hat er kurzerhand seinen eigenen Club gegründet. Das Gesetz wurde danach geändert, sein Hüttchen am Wasser steht aber noch!

Auf Rottnest Island angekommen haben wir uns erstmal unsere Fahrräder geholt, dann einen Kaffee gegönnt und haben uns dann auf den Weg auf den Insel-Rundweg gemacht. Natürlich die ganze Zeit in die Büsche gespäht, ob sich irgendwo ein Quokka zeigt. Schon auf den ersten paar Metern habe ich gemerkt, dass von den 3 (!!!) Gängen meines Fahrrads nur die ersten 2 funktionieren. Was solls, ich bin ja sportlich. Also weitergefahren. Leider hat der 2. Gang dann den Dienst nach ungefähr 5 km auch versagt und ich bin nur noch im ersten Gang gefahren. Wie der Hamster im Rad, sage ich euch! Aber die Insel ist einfach atemberaubend schön. 2 Leuchttürme, die man besichtigen kann, überall kleine Buchten, kleine Strände und ÜBERALL Quokkas. Ich hatte anfangs befürchtet, dass es sehr voll an den Stränden sein könnte, weil es das beliebteste Ausflugsziel in Perth ist, aber wir hatten Glück. Man hat zwar für australische Verhältnisse unheimlich viele Leute gesehen, aber das beschränkte sich auf die Straßen und ungefähr alle 10 Minuten. Das Wetter war mit 27°C geradezu perfekt zum Radeln. Nur ins Wasser habe ich mich nicht getraut - ich bin inzwischen doch ein ganz schöner Fimsch. Bei 32°C spreche ich schon von "Nicht so warm". Der Tag hätte nicht besser sein können.

Der letzte Morgen von Nicole und mir war mit ein bisschen Beauty Programm und ein bisschen Shopping gefüllt. Nach einem letzten gemeinsamen Kaffee und vielen Umarmungen haben wir uns schließlich voneinander getrennt - aber mit dem Wissen, dass wir uns im März in Brisbane wiedersehen. Wir haben nämlich beide Tickets für Adele ergattert und üben fleißig die Lyrics dafür "Hello from the other siiiiiiiiide". Nach einem ausgiebigen Shopping im Supermarkt und Liquor store habe ich mich auf den Weg zurück nach Pingrup gemacht um die Pferde für den Abend zu versorgen. Um acht war ich dann endlich Zuhause. So volle Tage bin ich nicht mehr gewöhnt im entspannten Australien ;-)

Am nächsten Morgen ging es dann auch direkt weiter, da wir zwei Pferde für ein Rennen gemeldet hatten. Also morgens früher anfangen, die anderen Pferde reiten, schnell nach Hause, umziehen - auf gehts. 2 Stunden Fahrt nach Mount Barker. Ich glaube Alan war ganz schön froh, dass er mir nicht mehr viel erklären musste, da ich schon auf so vielen Rennen mit Dagmar war. Er hat mich also im großen und ganzen mein Ding machen lassen und hat sich entspannt, was sehr in meinem Sinne war. Gewonnen hat leider keins der Pferde, aber das wäre wohl beim ersten Rennen auch ein bisschen zu viel verlangt gewesen. Rhonda haben wir direkt von dort aus zu einem anderen Trainer gegeben. Sie ist leider in den letzten Wochen immer schwieriger geworden und als Alan mich gefragt hat, ob er sie zu jemand anderem geben soll, habe ich zugestimmt. Erstens habe ich jetzt immer noch 3 Pferde, die ich alleine trainieren muss und zweitens hatte ich mit Rhonda kein gutes Gefühl mehr, wenn ich alleine im Gelände ausreite und die Farm leer ist, weil alle bei der Ernte sind. Traurig war es für mich natürlich trotzdem, weil sie einfach mein besonderer Liebling ist.

Die freie Zeit ohne Nicole fülle ich jetzt mit Besuchen auf den Feldern. Mitfahren auf dem Header (ich glaube in Deutschland ist das der Mähdrescher) ist sterbenslangweilig, aber Traktor fahren ist lustig und Troy hat Spaß daran mich zum Ernte-Experten auszubilden. Es wird also doch nicht ganz so langweilig in Pingrup wie ich dachte.

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