Auf anderen Wegen

Mittwoch, 19.07.2017 Zurück im Paradies

Asche auf mein Haupt! Ich weiß, ich habe eine Ewigkeit nicht mehr geschrieben. Die meisten von euch haben von mir persönlich in der Zwischenzeit schon ein Update bekommen. Meine letzten Wochen in Australien, bevor ich nach Deutschland geflogen bin, waren so vollgepackt von Planung, dass mir der Kopf einfach nicht mehr nach schreiben stand. Und als Becki (endlich endlich) zu Besuch gekommen ist, waren die Prioritäten auch anders gelagert. Die Zeit mit Becki war wunderschön!! Die ersten 1,5 Wochen hat sie mit mir zusammen noch auf der Farm gearbeitet. Wir hatten extra Billy wieder vom paddock geholt und sind zusammen geritten. Es war toll, dass sie mit eigenen Augen die Farm und die Pferde sehen konnte. In unserer Freizeit haben wir noch die meisten “Sehenswürdigkeiten“ rund um Pingrup abgerissen. Bluff Knoll, einen kleinen Berg den man hoch wandern kann, den Wave Rock und sie hat alle Orte gesehen, die für mich irgendwie wichtig waren. Da Troy die meiste Zeit gearbeitet hat, hatten wir viel Zeit für uns zum quatschen. Als Troy dann endlich mit dem aussähen fertig war, haben wir Roody bis zum Dach vollgepackt und sind erstmal aus dem kalten Pingrup Richtung Norden gefahren. 2,5 Tage nur Auto fahren, ca 3000 km. Nachts haben wir immer auf freien Campingplätzen geschlafen, Lagerfeuer gemacht und das obligatorische Kniffel gespielt. Auch wenn die Abende schön waren, ging uns das lange Autofahren dann doch langsam auf den Senkel und wir waren sehr froh, als wir endlich am ersten Ziel unserer Reise angekommen waren: Karijini NP. Schlappe 20° wärmer als in Pingrup waren uns für dort unglaubliche Schluchten versprochen worden - und wir wurden nicht enttäuscht!! Nachdem wir durch relativ flache, langweilige, spärlich bewachsene Ebenen gefahren waren und auf einem empfohlenen Parkplatz geparkt hatten, mussten wir ca 100 Meter gehen und standen vor einer sicher 100 m tiefen Schlucht mit Wasserfall, wildem Schwimmbecken und ableitendem Bach. Landschaftlich war Karijini auf jeden Fall eins der Highlightsund wir hätten uns vielleicht läger als 2 Nächte dort aufgehalten, wenn wir nicht noch einen weiteren Plan gehabt hätten: Whale Shark Schnorcheln in Exmouth. Whale Sharks sind vegetarische Haie, die sich von Kryll ernähren und daher zum Fressen an die Oberfläche kommen. Sie werden bis zu 12 Meter lang und halten sich 80 % ihres Lebens in ungefähr 80 m Tiefe auf. Von Mai bis Oktober führt ihre Reise sie an Exmouth  vorbei und sorgt dort für einen Touristik-Boom. Es gibt x verschiedene Anbieter für diese Schnorcheltour und fast jeder ANbieter hat einen Helikopter oder ein Flugzeug, mit denen nach den Tieren Ausschau gehalten wird. Wenn ein Walhai gesichtet wird, werden dem Boot die Koordinaten durchgegeben und die wilde Fahrt geht los. Um die Tiere so wenig wie möglich zu stören, dürfen immer nur 10 Leute gleichzeitig im Wasser sein und man darf nur hinter der Seitenflosse mitschwimmen. Tauschen darf man auch nicht, sondern nur an der Wasseroberfläche mitschwimmen. Die Tiere haben einen ganz schönen Speed drauf und hier hat sich Becki und mein Schwimmtraining von Zuhause ausgezahlt. Wir waren beide fast immer ganz vorne in der Reihe der Leute, was einem das Gefühl gab, alleine mit dem Walhai im Wasser zu sein. Zusätzlich zu dem größten Fisch des Ozeans haben wir auch noch Stachelrochen und Meeresschildkröten gesehen. Eine sagenhafte Erfahrung, definitiv das Highlight der Westküste!

Von Exmouth aus führte uns unser Weg ach Coral Bay. Einen winzigen Küstenort, wo man ins flache Wasser gehen kann, 10 Meter gehen und dann fällt plötzlich der Meeresboden auf ca 10-20 m Tiefe ab und man schwimmt über einem Korallenriff. Diese Farben... Hier haben wir uns aber nur einen Tag aufgehalten und sind wegen Zeitdruck ein bisschen weiter gefahren auf einen freien Campingplatz, um am nächsten Tag Kalbarri zu erreichen. Dieser Nationalpark ist berühmt für ein Nature Window, durch das man über das komplette Tal gucken kann. Leider war genau diese Attraktion geschlossen wegen Straßenarbeiten - aber der Campingplatz direkt am Meer mit atemberaubenden Sonnenuntergängen machte den Ort trotzdem den Aufenthalt wert. Nach 2 Nächten in Kalbarri sind wir direkt weiter gefahren nach Perth um hier die letzten beiden Nächte in einem Motel zu verbringen und Becki den großen Wunsch zu erfüllen, auch noch die Quokkas auf Rottnest Islad kennenzulernen. Leider war das Wetter eher verregnet und kalt, aber wir hatten trotzdem einen schönen Tag mit den lustigen Nagetieren. Ziemlich kaputt waren wir abends wieder im Motel, haben das Gepäck noch einmal überprüft, noch ein paar Runden Uno gespielt und uns gedanklich auf die weite Reise nach Deutschland vorzubereiten.

Die fünf Wochen in Deutschland lassen sich gar nicht in Worten beschreiben. Mir wurde dabei so viel Liebe entgegengebracht, dass es mir jetzt noch den Atem verschlägt. Ich dachte eigentlich, nach über einem Jahr Abwesenheit wäre vielleicht zwischen Freunden und mir eine gewisse Distanz entstanden, aber das Gegenteil ist der Fall. Ich saß kaum mal einen Abend alleine auf der Couch, sondern war jeden Tag mit tollen Menschenund tollen Aktivitäten umgeben. Man kann sich einfach glücklich schätzen, so tolle Freunde zu haben. Außerdem: 3 Hochzeiten, mein 30. Geburtstag... eine bessere Zeit zum Zuhause sein hätte ich mir nicht wünschen können. Und auch wenn es traurig war, hatte ich auch die Gelegenheit, meinen Hund der mich seit 15 Jahren begleitet hat auf ihren letzten ATemzügen zu begleiten.

All die positiven Eindrücke haben mir trotz Vorfreude auf Troy den Abschied nicht leicht gemacht. Die Rückreise war super anstrengend. 24 Stunden Flugzeug und Flughäfen, mit Bus und Bahn nach Geelong (2 Stunden Fahrt) wo mei Auto stand, einen schnellen Kaffee mit Crystal (einer Freundin von Troy), die Roody gehütet hatte - und weiter zu 7 Stunden Autofahrt nach Rankins Springs, NSW. Gegen Ende des Tages dachte ich tatsächlich, ich muss einfach irgendwo anhalten und schlafen, aber irgendwann war ich dann endlich da. Die Farm auf der Troy jetzt arbeitet ist noch abgeschiedener als Pingrup, aber dafür sind die Leute ähnlich nett wie Acky und Sue. Wir haben unser eigenes Haus, aus dem wir die Mäuseplage langsam vertreiben (gestern haben wir 15 tote Mäuse aus dem Gehäuse der Tiefkühltruhe geholt) und es wird wohnlich. Jobmäßig ist leider noch nichts in Sicht, aber jeder hier hört sich für mich um und gibt sich Mühe.

Hier ist es jetzt 10:30 morgens und die Farm-Hunde warten schon auf mich. Nach anfänglicher Verwirrung, dass sich ein Zweibeiner ohne Auto mehr als 10 m bewegt begleiten sie mich jetzt mit Begeisterung beim Laufen. Bei den Zweibeinern bleibt allerdings die Verwirrung weiter bestehen ;-) ich werde wohl auch hier wie in Pingrup als "die, die läuft" in die Geschichte eingehen!!

Kommentar schreiben