Auf anderen Wegen

Dienstag, 05.09.2017 Runter die Wolle

So meine Lieben, shearing 2017 hat gestern gestartet. Erstmal so viel: wenn einer von euch nochmal einen Merino-Pullover zu heiß wäscht, verschweigt es mir lieber!!

Aber von Anfang an: das letzte Wochenende war ich noch bei Julia und den Kindern in Canberra. Grant hatte sich kurzfristig noch überlegt, dass ich eigentlich doch besser da bleiben würde, doch da ich bevor ich Julia zugesagt hatte zweimal gefragt habe, ob er mich wirklich an dem Wochenende nicht braucht, hatte ich kein schlechtes Gewissen, abzulehnen und Julia zu besuchen. Als Kompromiss haben wir ausgehandelt, dass ich schon Sonntag Mittag wieder zurück bin. Gesagt, getan. Die Zeit mit Julia war wie immer unbezahlbar und schweren Herzens habe ich mich Sonntag morgen in Roody geschwungen und bin die 2,5 Stunden zurück zur Farm gefahren. War auch gut, denn tatsächlich sah es ziemlich nach Regen aus und war sehr stürmisch. Nasse Schafe kann man nicht scheren, also haben wir die Zeit nach meiner Ankunft damit verbracht, Schafe in die Scheune zu stopfen. Hat auch alles ohne Regen geklappt, aber farm work wäre nicht das gleiche, wenn alles glatt geht. Stromausfall - in einem Umkreis von 400 km. Dass man ohne Strom nicht scheren kann, versteht sich ja von selbst. Es war also eine große Zitter-Partie ob wir wirklich starten können. Zum Glück lief der Strom abends um neun wieder. Also am nächsten Tag früh raus, alles restliche vorbereiten und dann ging shearing los. Wir hatten drei shearer, also drei Schafe, die immer zeitgleich geschoren werden. Eigentlich entwickelt sich ziemlich schnell ein Rhythmus, der immer gleich aussieht:

Wenn das Schaf geschoren ist, muss einer von uns Shed hands die Wolle auf eine bestimmte Art zusammen schieben und mit einer Schwung-Wurf-Technik auf einen drehbaren Tisch werfen, so dass die Kanten alle ausgebreitet sind und die dreckige Seite der Wolle oben liegt. Dann wird der Tisch gedreht und die Stücke, die im Haupt-Flies nicht erwünscht sind abgerissen. Generell kann man sagen, was du nicht anfassen willst musst du festhalten. Also schwarzen Dreck und vor allem die sogenannt vegetable matter, also Woll-Bereiche in denen viele Gras-Samen, Dornen und andere Pflanzen-Teile hängen. Wir haben hier große Probleme mit Brombeeren, also haben auch die Schafe viel davon im Fell. Für diesen ganzen Spaß hat man pro Flies ungefähr zwei Minuten. Es ist wirklich Akkord-Arbeit und man ist jedes mal froh, wenn die shearer selbst eine Pause machen (ungefähr jede Stunde einmal zehn Minuten). Gestern haben wir dann leider den befürchteten Regen bekommen. Wahrscheinlich sind die Schafe auf den paddocks jetzt so nass, dass sie erstmal drei Tage trocknen müssen, aber die Hoffnung, dass wir ab morgen weiter scheren können, stirbt zuletzt. Wir werden jetzt gleich erstmal loslegen, die Schafe ins trockene zu bringen, damit sie zumindest schonmal anfangen können zu trocknen. Wünscht uns Glück!! Ich möchte doch möglichst schnell abreisen!!

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