Auf anderen Wegen

Donnerstag, 25.01.2018 Pferde... A never-ending story

Es sieht einfach so aus als käme ich von Pferden hier in Australien einfach nicht los. Da bin ich also wieder auf einer Getreide-Farm deren Hobby Pferde züchten ist. Fast wie in Pingrup, nur, dass es hier die Frau ist und die Pferde zumindest noch was anderes können als nur geradeaus rennen.

Hier auf der Farm werden Trakehner gezüchtet (sportliche Warmblut-Pferde, für die nicht sachkundigen). Susan, meine Chefin ist im Geschäft jetzt seit 20 Jahren dabei und nimmt die Ausbildung ihrer Pferde sehr ernst. Mein Vorteil ist definitiv, dass ich hier reiterlich noch richtig was lernen kann, da wir meistens zusammen reiten und sie mich korrigiert wenn ihr was auffällt. Es ist schön, mal wieder Pferde zu reiten, die ich versammeln kann und wo ich mich nicht nur wie ein Passagier fühle. Allerdings sind die Pferde die ich hier reite alle im Alter von 3,5-5, also noch sehr jung und die Verantwortung ist dadurch relativ hoch. Meistens reite ich jeden Morgen 2-3 Pferde und erledige danach noch ein paar andere Aufgaben. Momentan ist Kakteen töten hoch im Kurs. Die wachsen hier in diesem Klima sehr gerne und werden von den Kängurus in alle Bereiche der Farm verbreitet. Momentan versuchen wir so viele davon wie möglich zu eliminieren - und ja, das ist so stachelig wie es sich anhört. Langsam habe ich den Dreh raus und berühre die Kakteen nicht mehr mit den Händen, sondern nur noch mit einer Schaufel, aber diese Erfahrung hat mich definitiv viel Zeit mit Pinzette gekostet. Ich will mir gar nicht vorstellen wie es den armen Pferden ergeht, wenn sie mal aus versehen in einen Kaktus laufen.

Der dritte große Job der mich momentan beschäftigt ist Stöcke einsammeln. Auf den Feldern hier stehen immer einige Bäume und jedes Jahr werden einige davon verbrannt oder gefällt. Übrig bleiben jede Menge Stöcke, Äste und kleine Holz-Stücke die, wenn sie bei der Ernte in die Ernte-Maschine geraten, großen Schaden anrichten können. Also fahre ich momentan jeden Tag für ein paar Stunden mit Quad und Anhänger auf das Feld und sammle Stöcke. Meistens übrigens im Bikini, weil eh keiner vorbei kommt und ich die Zeit zumindest zum bräunen nutzen kann. Ich bin schon wieder so braun, dass mir jeder Aboriginal-Wurzeln unterstellt.

Seit gestern Nachmittag bin ich jetzt für eine Woche alleine auf der Farm. Die Familie ist auf einer Hochzeit in Sydney. Gestern Abend ist mir leider noch ein kleines Drama passiert, dessen Ausmaß wahrscheinlich nur die Pferde-Leute hier nachvollziehen können. Susan hatte mich gebeten, die Pferde die wir normalerweise reiten auf einen anderen paddock zu bringen, wo ein bisschen mehr Futter wächst. Die Pferde kennen es neben dem Quad zu laufen und im Prinzip musste ich nur durch ein Tor, das direkt in den nächsten paddock führte. Allerdings hatte Susan mich gebeten, eins der Pferde bis zur Wasserstelle zu führen, weil der paddock mit 4x5 km ziemlich groß ist und eben nur eine davon hat. Nun, gesagt, getan. Eins der Pferde mit Halfter ausgestattet, die anderen liefen uns brav hinterher. Aber als wir auf den neuen paddock gekommen sind, sind alle Pferde gleichzeitig und so unerwartet losgerannt inklusive bocken und steigen, dass es für die kleine Stute die ich führte auch kein halten mehr gab. Sie hat sich losgerissen und los ging es im Renngalopp. Ich bin tausend Tode gestorben. Hier verwendet man keine Panik-Haken wie in Deutschland, die sich bei einem starken Ruck öffnen, sondern Knoten-Halfter, die solide mit dem Führstrick verbunden sind. Ein Pferd kann sich ohne weiteres das Genick brechen, wenn es im vollen Galopp auf den Strick tritt. Als ich Safron endlich wieder in die Finger gekriegt habe hatte der Strick an den vorderen Beinen schon fiese Verbrennungen verursacht und auch einen tiefen Schnitt. Ich fahre jetzt also zweimal am Tag raus und suche die Pferde auf diesem riesigen paddock und behandle die Verletzungen. Zum Glück scheint es nur oberflächlich zu sein. Aber jeder kann sich wohl den Horror vorstellen, wenn so etwas ausgerechnet passiert wenn die Besitzerin gerade erst weg gefahren ist. Susan hatte allerdings ein mindestens so schlechtes Gewissen wie ich. Drückt mir bitte die Daumen, dass dieses das einzige Drama für diese Woche bleibt.

Hier sind übrigens momentan fast jeden Tag 40-43°, wenn es mal 36° sind fühlt es sich fast kühl an. Allerdings haben wir zumindest sehr trockene Luft, was es deutlich angenehmer als Rankins Springs macht.

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