Auf anderen Wegen

Mittwoch, 05.04.2017 Herbst in Pingrup

Ach meine Lieben, es ist schon komisch. Während es bei uns langsam kälter und unbeständiger wird, kommt bei euch der wohlverdiente Frühling an. Der ganze südliche Westen Australiens ist mit den Vorbereitungen für das sähen beschäftigt. Dazu gehört unter anderem, die Überbleibsel der Pflanzen von letztem Jahr abzubrennen. Was vor ein paar Wochen noch einen Grossbrand ausgelöst hätte, ist jetzt ohne Risiko möglich. Wenn man nachts durch die Felder fährt, sieht man überall kleine schwelende Feuer und die Sonnenuntergänge wirken mit dem roten Licht gemischt mit dem Rauch richtig mystisch. Der Geruch erinnert mich sehr an die Lagerfeuer auf den Mittelalter-Märkten und macht mich immer ein bisschen wehmütig. Als typische Deutsche wollte ich natürlich Brotteig vorbereiten und über einem der Feuer Stockbrot backen, aber die Feuer sind leider zu klein und haben nicht genug Hitze. Wir haben inzwischen auch unseren Kamin im blauen Haus in Betrieb genommen und genießen das Geknister fast jeden Abend.

Während Troy immer noch vergeblich darauf wartet, dass endlich die arbeitsreiche Seeding-Zeit anfängt, genieße ich es in vollen Zügen, alleine für die Pferde zuständig zu sein. Wenn es morgens noch kühl ist, fühlt es sich fast so an wie ein deutscher Frühlingsmorgen und ich kann es auch nach all den Monaten nicht fassen, dass ich für diesen Job bezahlt werde. Gerade heute bin ich wieder in Begleitung des Farmhundes und ein paar Kängurus über die Felder geritten, wo langsam wieder die Blumen erblühen nach dem Regen von letzter Woche und ich hätte die Welt einfach umarmen können. Nachdem es mit meiner Kollegin damals ja manchmal sowohl mit den Pferden als auch im Haus ein paar Meinungsverschiedenheiten gab, ist es eine große Erleichterung, alle Dinge die Pferde betreffend einfach selbst entscheiden zu können. Und Acky hat volles Vertrauen zu mir und lässt mir weitestgehend freie Hand.

Da unser geliebter Acky sehr viele Vorzüge hat, aber auch sehr wankelmütig in seinen Entscheidungen ist, haben Troy und ich dieses Wochenende nochmal einen letztes-freies-Wochenende-vor-seeding-Trip. Mal sehen wie viele noch folgen, da Acky teilweise innerhalb einer Stunde dreimal unterschiedliche mögliche Daten für den Start nennt. Wir verzeihen ihm das natürlich gerne und nutzen die Gelegenheit, dieses Wochenende nochmal ins vier Stunden entfernte Perth zu fahren.

Übrigens steht der östliche Teil Australiens grade komplett unter Wasser. Ich sehe mich also als sehr glücklich, dass ich keinen der Jobs in Queensland angenommen habe. Ein Orkan hat dort Millionenschäden angerichtet und nicht nur unzählige Orte überflutet, sondern auch Krokodile in Bereiche geschwemmt, wo sie sonst nicht heimisch sind. 

Kommentar schreiben